Tatyana Salislaw will eigentlich nur eins: Bei ihrer Schwester Katja und deren Mann einziehen, dem Haushalt ihrer Tante entfliehen und eine Lehre in der Schmiede beginnen, um wunderschönen Schmuck herzustellen. Das Leben könnte so einfach sein – wenn ihre Tante nicht schon ganz andere Pläne für sie hätte. Schließlich wurde sie nicht umsonst zu einer eleganten, formvollendeten Dame erzogen! In ihrer Not lässt sich Tatyana auf eine Abmachung ein: Sie nimmt an der Auswahl teil, bei der der Prinz von Viterra, dem Land unter der lebenserhaltenden Glaskuppel, eine Braut finden möchte, und gibt ihr Bestes. Nur, wenn sie unverschuldet rausfliegt, darf sie in Freiheit Katja leben. Doch vorher muss sie erstmal rausfinden, wer denn überhaupt der Prinz ist, denn es gibt tatsächlich vier junge Männer, um zu garantieren, das die Bewerberinnen nur auf die Liebe und nicht die Krone aus sind! Ist es der allzu sehr von sich selbst überzeugte Charles, der selbstbewusste, energische Fernand, der liebevolle, höfliche Henry oder gar Phillip – der Kerl, mit dem sich Tatyana von Anfang an gegen ihren Willen herumschlagen muss? Aber wenn er sie doch ständig beleidigt, wieso fühlt sie trotzdem dieses Kribbeln im Bauch, wenn er in der Nähe ist – und das scheint er andauernd zu sein …
Okay, ich werde mir damit wahrscheinlich nicht gerade Pluspunkte von allen Royal-Fans einhandeln, aber für mich ist dieses E-Book aus dem grandiosen Verlag Impress eher im guten Mittelfeld angesiedelt. Wahrscheinlich hätte es mir besser gefallen, wenn ich nicht erst vor Kurzem „The Selection“ gelesen hätte – aber leider habe ich so immer wieder automatisch den Vergleich zwischen den Beiden gezogen, da sich die Geschichten ja doch ziemlich ähneln.
Besonders gut klargekommen bin mit Valentina Fasts Schreibstil. Wirklich, die Autorin schafft es gut, in die Gefühle der Protagonistin Tatyana einzuführen, ihren inneren Konflikt zu beschreiben, ihr einen Charakter zu geben, der unverwechselbar ist. Das hat meiner Meinung nach wirklich das Buch gerettet: Die Charaktere. Die vier „Prinzen“, beziehungsweise ein Prinz und drei seiner Freunde, haben auch alle ihre eigene Persönlichkeit, auch wenn ich mir für Henry und Fernand (der in meinem Kopf irgendwie unter Ferdinand abgespeichert ist – keine Ahnung, wie das passieren konnte) etwas mehr „Spielzeit“ gewünscht hätte. Hoffentlich kommen die Beiden im zweiten Teil noch mehr zur Geltung! Mit den anderen Mädchen, die sich um die Prinzen bemühen, konnte ich jedoch recht wenig anfangen. Vor allem Claire, die angeblich Tatyanas Freundin ist, stinkt mir gewaltig, und das nicht nur, weil sie einen unheimlich anstrengenden, ewig plappernden, naiven Charakter hat. Irgendetwas ist faul an ihr, und ich hoffe sehr, dass das in den nächsten Büchern noch aufgegriffen wird.
Auch die Grundidee der Geschichte finde ich völlig in Ordnung. Die Historie der Glaskuppel, die Viterra umspannt, war gut eingebracht und erklärt, das Auswahlverfahren der Braut des Prinzen schlüssig, die Welt gut beschrieben. Was hat mich dann also gestört? Die Konstruktion. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass alles einfach nicht so ganz zueinanderpassen will, Phillips Verhalten, Tatyanas Reaktion auf ihn, ihre Schwärmerei wirkt irgendwie viel zu künstlich. Und da steckt eben für mich der Haken drin: „The Selection“ hat fast dieselbe Geschichte, mal abgesehen davon, dass es dort nur einen Prinzen gibt, und dort wirkt die Liebe nicht so gestelzt. Außerdem ist mir bei Royal auch immer mal wieder aufgefallen, dass sich alles in einer ewigen Endlosschleife befindet, und nachdem die Mädchen zum zehnten Mal wieder darüber quatschen, wie sehr Claire Fernand gefällt, und wer wohl der Prinz ist, hat es ernsthaft begonnen, mich anzuöden, wenn Claire und Tatyana interagieren. Da fand ich schon die Zickenkriege mit den anderen Mädchen spannender.
Heute, am 3. September, ist wieder einmal Neuerscheinungstag bei Impress, und der zweite Teil von Royal ist gerade erschienen. Ich habe entschieden, dass ich dem Buch trotz meiner Kritik noch eine Chance gebe, weil mich trotz allem wirklich interessiert, wer der Prinz ist, und ich würde es auch euch empfehlen, wenn ihr nach einem netten Zeitvertreib sucht. Wie gesagt, ich fands jetzt nicht so bombastisch wie einige andere Blogger vor mir, aber es war wirklich gut zu lesen und für Zwischendurch ideal. Außerdem möchte ich gerne erfahren, was es weiterhin mit der Glaskuppel auf sich haben wird – kann es tatsächlich außerhalb noch Leben geben, oder ist das unmöglich? Das Buch gibt ganz dezente Hinweise darauf, und ich bin schon gespannt, inwiefern das im nächsten Teil thematisiert wird – den ich jetzt gleich mal anfangen werde.

© Carlsen Impress, Hamburg
Autor: Valentina Fast
Titel: Royal – Ein Leben aus Glas
Preis: 3,99€ (E-Book)
ISBN: 978-3-646-60160-2
Verlag: Impress
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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