Zum Abschluss ihrer kleinen Schwester kehrt Callie in den Semesterferien wieder nach Hause zurück. An den Ort, der so viele Erinnerungen zu wecken vermag. An den Ort, an dem sich einst ihre Familie für immer veränderte. Doch Callie will nicht wieder den Schrecken der Vergangenheit verfallen, und freut sich auf einen schönen Sommer mit ihrer Familie und langjährigen Freunden – bis plötzlich Keith vor ihr steht. Keith, den sie seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hat. Ausgerechnet er, der ihre Familie auseinanderriss, lebt nun für einige Wochen wieder mit ihr unter einem Dach – und weckt Gefühle aller Arten in Callie, die sie doch so sorgsam verdrängt hatte …
Das erste Buch in diesem Monat hat ganz klar eine heiße Anwärterrolle für den Posten des Monatsfavoriten. Lange habe ich auf „Was auch immer geschieht“ hingefiebert, und nun konnte mich Bianca Iosivoni mit ihrem neuesten Werk wieder einmal voll überzeugen. Während ich diese Rezension schreibe, bin ich emotional immer noch ziemlich aufgewühlt und wahrscheinlich während des Lesens mein Körpergewicht in Tränen locker ausgeweint. Die Geschichte rund um Callie und Keith hat mich nicht nur an einer Stelle berührt, sondern ganz, ganz tief mitten ins Herz getroffen.
Callie ist von Anfang an ein wahnsinnig sympathischer Charakter. Aus der Ich-Perspektive wird ihre Ankunft in ihrem alten Heim geschildert, und ihre etwas tollpatschige, aber gleichzeitig so herzenswarme Art hat mir sofort das Gefühl gegeben, mich mit ihr identifizieren zu können. Ihr etwas beißender Humor täuscht nicht darüber hinweg, dass sie manchmal ein wenig auf den Mund gefallen ist, wenn sie auf Keith trifft. Anfangs kann man Keith zwar gut und gern für einen Bad Boy halten, doch je länger die Geschichte fortdauerte, desto mehr habe ich ihn auch ins Herz geschlossen. Er hat eine sehr weiche, liebevolle Art, die gepaart mit seiner Vergangenheit einen tollen Kontrast ergibt und genau die richtige Chemie zwischen Callie und ihm hervorruft. Zu sagen, dass die Dynamik der Beiden prächtig funktioniert, wäre noch untertrieben – wie so oft in Bianca Iosivonis Büchern habe ich mitgelacht, mitgeweint und einfach mitgefiebert, wie sich das ganze Drama rund um die Beiden entfaltete.
Eigentlich lese ich nur sehr selten Liebesgeschichten, die keine Krimi- oder Fantasy-Anteile beinhalten. Und eigentlich habe ich bei Liebesgeschichten viele Abneigungen. Dazu gehören unter Anderem auch Beziehungen unter Verwandten. Völlig egal, ob das nun Stiefgeschwister oder leibliche Verwandte sind, in neunzig Prozent der Fälle bin ich bei solchen Büchern schon sehr früh am Rand meines Nervenkostüms angekommen und sehe meist auch die Funken zwischen den Protagonisten nicht. Wahrscheinlich wäre es mir auch mit Callie und Keith so ergangen, wenn es nicht die sehr, sehr lange Abwesenheit Keiths gegeben hätte und sie sich auch vorher nur verhältnismäßig kurz gekannt hätten. So konnte ich die Geschichte rund um die Beiden genießen, ohne in allzu große Gewissenskonflikte zu kommen. Trotzdem spielen natürlich auch hier Moral und die Meinung ihrer Familie und der restlichen Stadtbewohner eine große Rolle, wobei der Fokus deutlich auf dem Familiendrama liegt, das sich schon vor Jahren ereignete und an dem vor allem Callie immer noch zu knabbern hat. Als Leser kann man ihren Konflikt in jeglicher Hinsicht gut nachvollziehen und auch ihre Gefühle sind durch den emotionalen, mitreißenden Schreibstil gut zugänglich.
Wieder einmal sind es auch die zahlreichen Nebencharaktere, die dem Buch zu seiner packenden und gelungenen Story verhelfen. Sei es Callies kleine Schwester Holly mit ihrem süßen Hamster und den großen Träumen von einer Weltreise, ihre Stiefmutter Stella, die selbst an dem Familienkonflikt in mehrfacher Hinsicht zu knabbern hat, ihre beste Freundin Faye, die trotz eigener Vorbehalte für sie da ist, ihr College-Freund Parker, der seine ganz eigenen Dämonen hat … Jeder Charakter ist wie von der Autorin gewohnt mit so viel Liebe und kleinen Details gezeichnet, dass man sich sofort in der Geschichte heimisch fühlt und mit jedem mitfiebert. Sicherlich wird es nicht nur mir so gehen, dass ganz, ganz dringend ein Spin-Off her muss, um die Geschichten einiger dieser Nebencharaktere ebenso tief zu ergründen wie Callies.
Dass Bianca Iosivonis Schreibstil wieder einmal herausragend ergreifend ist, sie auch mit viel Leidenschaft und Emotionen die heißeren Szenen angeht, muss ich eigentlich nicht mehr erwähnen, tue es aber trotzdem, weil ich mich immer wieder neu in ihre Charaktere, in ihre Plots und die Art zu schreiben verliebe, die es mir als Leser ermöglicht, mich vollkommen in der Geschichte zu verlieren und schmachtend, zitternd vor Aufregung und nassgeweinten Taschentüchern auf ein Happy End hoffend da zu sitzen.
Was könnte ich noch sagen, außer, lest bitte dieses Buch? Ich bin so froh, dass ich meine 100. Blogrezension zu einem Werk schreiben darf, das mir so ans Herz gewachsen ist, dessen Charaktere ich eigentlich gar nicht wieder loslassen will, und dass ich sicherlich nochmal rereaden werde.

© Lyx, Köln
Autor: Bianca Iosivoni
Titel: Was auch immer geschieht
Preis: 6,99€ (E-Book) | 10,00€ (TB)
ISBN: 978-3-7363-0287-7
Verlag: Lyx
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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