Ein Jahr hat es gedauert, bis Jakob als Anführer eine eigene Truppe bekam. Doch als er seinem neuen Team zugewiesen wird, sitzt ihm der Schock noch in den Knochen: Verbannt ins hessische Hinterland schlägt er sich durch sein neues Leben als Anführer. Währenddessen ist auch unter den Faunen des Hohenfels eine Rebellion im Gange: Einige haben sich von ihrem Anführer abgewandt und verfolgen ihre eigenen Pläne. Mittendrin stehen die Talente, die ausgelöscht werden sollen, um die Gefahr für die Faune zu bannen. Doch sowohl Levian, der bei der Verschwörung mitwirkt, als auch Jakob, haben eine gemeinsame Schwäche – die Liebe. Wenn das Schicksal so will, könnte es sie den Kopf kosten …
Juhu, es geht weiter! Das ist wohl der Gedankengang eines jeden Talente-Fans, wenn das Prequel endlich vor der Tür steht. Ich habe mich riesig darauf gefreut, etwas mehr Einblick in Jakobs Charakter und seinen Hintergrund zu erhalten, sodass ich dem Prequel „Das Schicksal der Talente“ richtig entgegengefiebert habe. Eins kann ich sagen: Mit Schlaf war da nicht mehr viel, als es ankam, aber jede müde Minute war so gerechtfertigt!
Dadurch, dass ich die drei weiteren Bände schon gelesen habe, waren natürlich die Charaktere im Prequel schon größtenteils bekannt. Allerdings hat man durch die verketteten Umstände und die tiefergehende Beschreibung der Gefühlswelten von Jakob und Levian viel stärker den Hass zwischen ihnen und die vielen kleinen Details bemerkt, die man in der Hauptreihe durch Meleks Sicht gar nicht so genau wahrgenommen hat. Besonders begeistert haben mich die tiefen Gefühle, die hier spürbar waren und wesentlich zur Charakterbildung beigetragen haben. Es war eine Achterbahnfahrt, in der man immer wieder Hoffnung gesehen hat, nur um sie wieder schwinden zu lassen. Gleichzeitig hat Mira Valentin damit auch den Grundstein für weitere Bände gelegt und einige Hinweise gestreut, die einem Orakel nicht verborgen bleiben können.
Morgana und Marie waren schließlich die zwei Charaktere, die den Dreh- und Angelpunkt des Geschehens bestimmen. Sie sind Anreiz, Motivation und Ziel, wenn es um Levian und Jakob geht, ohne sie wäre die Geschichte in der Form und die Rivalität der beiden nicht möglich gewesen.
Während ich Marie wahnsinnig liebgewonnen habe, konnte ich Morgana leider nicht viel Gutes abgewinnen. Für mich war sie zu wankelmütig, zu charakterschwach – zwar gut ausgearbeitet, aber ich hätte sie an vielen Stellen gern an die Wand gedrückt und mal ein ernstes Wörtchen mit ihr gewechselt. Damit landet sie auch auf der Liste der Charaktere, die sich einen Platz im Vulkan (dem Ort, wo alle Hass-Charaktere der Armee im ewigen Höllenfeuer schmoren) verdient haben. Marie hingegen war wieder einmal einer der Charaktere, die ich gern in eine Kuscheldecke gepackt und ganz fest gedrückt hätte. Dass um sie und Jakob herum ein Running Gag entstanden ist, war natürlich auch sehr praktisch, um sie gleich liebzugewinnen, und auch ihre sanfte, liebevolle Art trug massiv dazu bei. Sie ist einfach einer der Charaktere, die kein bisschen von dem Leid, das sie abbekommen, verdient haben, mit ihrer Liebe und Herzensgüte hätte ich sie gern vor allem Übel beschützt. Auch ihr Hintergrund mit der konservativen, religiösen Gemeinschaft, aus der sie stammt, war interessant ausgearbeitet und wie man es von Mira gewohnt ist, mal etwas ganz anderes, was es in der Form nur sehr selten in Jugendbüchern gibt.
Die Geschichte befördert den Leser wieder einmal durch die actionreiche Schreibweise, die gefühlvollen Stellen, die „Oh Gott, nein, das hast du nicht getan, Mira!“-Aufschrei-Szenen und die toll ausgearbeiteten Hintergrundinfos und Charaktere wieder zurück in die liebgewonnene Welt der Talente, aus der man gar nicht wieder auftauchen möchte. Zittern, bangen, weinen, alles ist vorprogrammiert, doch wenn man am Ende ankommt, gibt es wieder den wunderschönen Funken der Hoffnung, dass alles gut wird, wenn man nur an einen Engel glaubt, der alles wieder ins Reine bringt – so schön die Welt der Talente sein kann.
Alles in allem hat das Prequel mir eigentlich nur wieder Heimweh nach der Welt der Talente beschert. Es war eine tolle Story, stimmig und actionreich, mit allem drin, was man erwarten konnte (okay, ein paar mehr Vulkane wären nett gewesen, um die blöden Charaktere direkt reinwerfen zu können). Ich freue mich jetzt schon, wenn die nächste Geschichte aus der Welt der Talente in den Startlöchern steht und hibbele derweil weiter, dass auch das Schicksal bald als Taschenbuch erscheint und seinen wohlverdienten Platz im Regal einnehmen kann!

© Impress, Hamburg
Autor: Mira Valentin
Titel: Das Schicksal der Talente
Preis: 3,99€ (E-Book)
ISBN: 978-3-646-60333-0
Verlag: Impress
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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