Eigentlich wollte Jess im Sommercamp einfach nur mal ausspannen und sich auf den Altgriechisch-Unterricht konzentrieren, der ihr bei ihrem Berufswunsch helfen kann. Doch in den Rocky Mountains liegt der Schauplatz des Geschehens einer großen Wette: Prometheus verlangt nach seiner Sterblichkeit. Nur, wenn er ein ausgesuchtes Mädchen umgarnen kann, während dieses ihn trotzdem ablehnt, erfüllt ihm Zeus seinen größten Wunsch. Doch zwischen ihm und Jess flackert der Funke der Liebe – wird er sie mit einem gebrochenen Herzen und den Feinden zurücklassen, die den Göttern dicht auf den Fersen sind?
Als ich „Götterfunke – Liebe mich nicht“ von Marah Woolf bei dem Bloggerseminar der Netzwerk Agentur Bookmark erhalten habe, war mein Freude zunächst riesig. Immerhin ist der hoch angepriesene Spitzentitel von Dressler und die Autorin auch schon durch ihre Selfpublisherwerke in aller Mund. Besonders dank der Mythologie habe ich mich auch sehr auf dieses Werk gefreut, das mich jetzt jedoch etwas zwiespältig zurückgelassen hat.
Viele sagen, „Götterfunke – Liebe mich nicht“ sei ein Buch, das man entweder lieben oder hassen muss. Ich hänge allerdings eher in der Mitte fest. Ich fand es nicht schlecht, doch es gab einige Kritikpunkte, die mich das ganze Buch über begleitet haben und daher leider nicht so einfach zu übersehen sind.
Zunächst einmal wären da die Charaktere. Die Protagonistin Jess ist mir leider unheimlich unsympathisch. Dafür, dass sie sich seit Jahren um ihre kleine Schwester und ihre Mutter kümmert, einen Nebenjob hat, die Schule abschließt und alles weitere unter einen Hut bekommt, kam sie mir einfach wahnsinnig unreif und naiv vor. Ihr Hin und Her mit Cayden/Prometheus hat mich irgendwann nur noch zur Weißglut getrieben. Ihre Beweggründe, ihn nicht zu nehmen, waren so plausibel, aber leider gehört Jess zu den Mädchen, die sich einfach nicht gegen die wahnsinnige Ausstrahlung eines männlichen Wesens wehren können. Dafür zieht sie aber jeden anderen in den Dreck, der Cayden ebenfalls anhimmelt – Jess hatte es sich mit ihrem Gezicke also gründlich bei mir versaut.
Cayden hingegen mochte ich anfangs eigentlich sehr gern, je weiter die Story jedoch voranschritt, hatte ich das Gefühl, dass er zu sehr in diese typische Bad Boy-Masche reingezwängt wurde. Er darf Jess nicht haben, um seine Wette zu gewinnen und stößt sie immer wieder von sich, gleichzeitig beschützt er sie mit Haut und Haaren, ist total verliebt in sie, was für mich einfach nur unrealistisch war. Wenn ich die Chance hätte, meinen Jahrtausende alten Wunsch erfüllen zu lassen, würde ich mich nicht von einem Mädchen aufhalten lassen, das regelmäßig zur Zicke wird, wenn sie auch nur die Spur einer anderen Verehrerin wittert. Noch dazu fand ich, dass Caydens Entwicklung auf der Strecke blieb – er war leider das ganze Buch über in seinem Stereotyp gefangen, wo mir dann doch die Tiefe gefehlt hat.
Soviel also erstmal zu den Protagonisten. Die Nebencharaktere fand ich im Gegensatz dazu eigentlich größtenteils richtig gut, vor allem die Götter. Apoll und Athene hatten Charakter, Zeus und Hera ebenfalls, und ich mochte auch die Idee der Story mit dem Wettstreit. Zwischen jedem Kapitel sind Passagen aus Hermes‘ Aufzeichnungen eingebaut, die mich auch immer wieder haben schmunzeln lassen. Einige Charaktere, wie Josh, Jess‘ besten Freund, hätte man aus meiner Sicht auch streichen kann, aber ich denke, da wird noch ein Liebesdreieck in den folgenden Teilen auf uns zukommen. Robyn, Jess‘ beste Freundin hat mich auch immer wieder genervt – sie macht sich ebenfalls an Cayden ran, obwohl sie schon vergeben ist. Leider haben hier wirklich nur die Götter und Leah, eine Aushilfe im Camp und Jess‘ neue Freundin, richtig mit ihrem Charakter punkten können.
Warum ich das Buch nicht komplett runterbewerte? Okay, die Protagonisten konnten mich nicht wirklich überzeugen, aber die Story nahm ab der zweiten Hälfte des Buches enorm an Dynamik zu. Ich hätte auch gern mehr von Athene und Apoll gelesen, doch leider hatten die in der ersten Hälfte keine große Bedeutung und nur wenig Auftritte. Generell fand ich den Einsteig etwas zäh, die ersten 200 Seiten hätte man auch etwas zusammenkürzen können. Danach nahm jedoch die Spannungskurve deutlich zu, als endlich der Antagonist eine Rolle spielte und Jess auch Seiten an sich entdeckte, die sie noch nicht kannte. Die Götter fand ich hierbei sehr klug eingesetzt, ihre Fähigkeiten auch nicht zu überpowert, und einige schöne Nuancen aus der griechischen Mythologie wurden gut weitergespinnt. Marah Woolfs Schreibstil ist einfach, aber flüssig und schön zu lesen, sodass der deutlich für das Buch sprach, auch in den Teilen, die die griechische Mythologie etwas aufwendiger aufgeschlüsselt haben und für Neulinge vielleicht etwas komplizierter sind.
Alles in allem hat mich „Götterfunke – Liebe mich nicht“ nicht zu 100% überzeugen können. Doch es gab einige gute Momente, abseits der Protagonisten, sodass ich hoffe, dass in den nächsten Teilen der Bezug zu den Göttern noch deutlicher hergestellt und das ewige Hin und Her noch ein wenig abgeschwächt wird.

© Dressler, Köln
Autor: Marah Woolf
Titel: Götterfunke – Liebe mich nicht
Preis: 14,99€ (E-Book) | 18,99€ (HC)
ISBN: 978-3-7915-0029-4
Verlag: Dressler
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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