Nach der jährlichen Brautzeremonie sind sie zurück: Die Raben, die scharenweise Unglück und Albträume über das kleine Dorf Czarny Kruku bringen. Die Menschen sind verarmt nach dem Überfall der Russen – noch ein Unglück dieser Art hetzt das ganze Dorf gegen ein junges Mädchen auf. Will sich die Rabenfrau Waleska durch den verlorenen Junggesellen, dessen Name gewürfelt wurde, an ihnen rächen? Voller Verzweiflung jagen sie Lobna in den Wald, wo das Mädchen mehr findet, als nur seine Bestimmung …
Ich muss ganz ehrlich gestehen, nachdem ich von „Elfenfehde“ von Mariella Heyd nicht ganz begeistert war, war ich mir unsicher, ob ich „Die Braut des blauen Raben“ auch in Angriff nehmen soll. Doch das schöne Cover und das etwas andere Setting lockten mich doch – und ich habe es keine Sekunde lang bereut! Es war einfach ein Fest, endlich mal wieder ein Fantasy-Buch zu lesen, das sich so gut wie gar nicht an den gängigen Klischees bediente.
Lobna war so ein toller Charakter, dass ich immer wieder staunen musste. Sie ist eine taffe, selbstbestimmte Protagonistin, die aus Überzeugung und nicht aus Zwang handelt. Ihre Familie stellt sie an erste Stelle und nimmt dabei auch größtes Unglück auf sich, solange es ihren Schwestern gut geht. Ihre Handlungen waren für mich alle logisch und nachvollziehbar, aber auch von viel Emotionalität geprägt, weshalb ich mich gut in sie hineinversetzen konnte und auch mit ihr mitgefiebert habe.
Auch die Nebencharaktere haben mir richtig gut gefallen! Allen voran Waleska, die Rabenfrau. Hinter ihr steckt eine Antagonistin, deren tragische Geschichte diese Position auch rechtfertigt, aber trotzdem nicht entschuldigt. Auch die Schwestern Zocha und Bozena haben es mir angetan, vor allem Bozena mit ihrer sanften, liebevollen Art.
Generell ist das Buch eher in einem ruhigeren Ton gehalten, den ich aber sehr entspannend beim Lesen fand. Action und Geheimnisse gibt es trotzdem genug, man kann gut miträtseln, wieso es zu welchem Ereignis kommt, und auch die Charaktere verhalten sich sehr nachvollziehbar, sodass ich schon am Anfang gut in die Geschichte reingefunden habe. Manchmal kam es mir vor wie ein altes Volksmärchen, wozu vor allem der Mythos um die Raben beitrug, die jeden Monat aus dem Dorf vertrieben werden, um die Albträume fernzuhalten. Doch auch die restlichen fantastischen Anteile waren so detailreich und außergewöhnlich gestaltet, dass ich mich einfach in der Geschichte verlieren konnte.
Das Setting muss ich an dieser Stelle ebenfalls noch mal betonen: Czarny Kruku liegt in Polen und wir befinden uns hier im 18. Jahrhundert – keine einfache Zeit, die aber gut dargelegt und aufgearbeitet wurde. Ich war fasziniert davon, was für einen realistischen, aber gleichzeitig fantastischen Weltenentwurf Mariella Heyd da aufgebaut hat. Geschichte und Fantastik verwoben sich zu einer Storyline, die ich so nicht erwartet, aber einfach geliebt habe.
Wer also auf ein Jugendbuch mit Fantasyanteil steht, das mal in einer ungewöhnlicheren Zeit und Welt angesiedelt ist, ist hier genau richtig! „Die Braut des blauen Raben“ braucht sich nicht an gängigen Klischees zu bedienen, so viele tolle Twists und interessante Details stecken darin. Die Charaktere sind rundum gelungen, genau so wie der gruselig-märchenhafte Fantasy-Anteil. Ich wünsche mir viel, viel mehr davon!
Autor: Mariella Heyd
Titel: Die Braut des blauen Raben
Preis: 12,99€ (TB) | 3,99€ (E-Book)
ISBN: 978-3946955030
Verlag: Zeilengold
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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