Seit frühester Kindheit wurde die Agentin Insidia dazu ausgebildet, den Thronfolger ihres Landes in einem Wettstreit um seine Hand für sich zu gewinnen und zu heiraten. Welche politischen Gründe das PG, ihr Erzieher, damit verfolgt, weiß sie nicht. Nur eine Sache zählt: Ihre Mission. Doch als es so weit ist, steht Insidia allein in einer Welt, die sie so nicht kennt. Und auch ihr Herz, das für ihren neuen Nachbarn Kyle schlägt, macht ihr zu schaffen …
Es gibt Verlage, bei denen ich inzwischen ziemlich genau weiß, dass ich einfach aus der Zielgruppe rausgewachsen bin. Früher habe ich wahnsinnig gern Impress-Bücher gelesen, und als ich nun gesehen habe, dass sie tatsächlich wieder eine Story haben, die mein Lieblingsthema (Agenten) mit einem anderen meiner liebgewonnenen Themen verbindet (Königshäuser und Kämpfe um den Thron), musste ich „Königlich verliebt“ von Dana Müller-Braun einfach eine Chance geben.
Hätte ich es mal lieber gelassen.
Leider ist dies wieder mal ein Buch, bei dem der Klappentext einfach mehr verspricht, als die Story wirklich halten kann. Ich weiß, dass in dem Genre vor allem die Liebesgeschichte im Vordergrund steht, aber bei „Königlich verliebt“ war aus meiner Sicht einfach so viel falsch umgesetzt und betitelt, dass es mich wahnsinnig gemacht hat. Einen großen Pluspunkt verdient sich die Autorin aber damit, dass ich die Ausgangslage der Story wirklich gut fand. Auch mit Insidia, die keine wirklichen Gefühle kennt und sich ihrer Aufgabe bewusst ist, kam ich gut klar. Es hätte alles so gut laufen können!
Dann kam Kyle. Und hier muss ich leider echt sagen: Während Insidia anfangs noch voll an ihrer Mission hängt und mit der Außenwelt nichts anfangen kann, verwandelt sie sich innerhalb von zwei Tagen in einen Vollprofi, dem nur gelegentlich Patzer unterlaufen. Der Klappentext suggeriert, dass sie nicht das typische Püppchen ist, das man aus dem Genre meist als beste Freundin der Protagonistin kennt. Die ist in dem Fall übrigens Emili, ihre angebliche Cousine, bei der Insidia unterkommt. Und die schafft es auch, aus ihr ein Vorzeigemädchen zu machen, dem die Mission plötzlich ziemlich egal ist. Was zählt, ist das Hin und Her zwischen Kyle und dem Thronfolger Leo.
Was mich an Insidia aber besonders genervt hat, war ihre scheinheilige Art. Sie hat das komplette Buch über zwei Jungs gleichzeitig am Haken, bändelt mal mit dem einen an, mal mit dem anderen. Und sie empfindet auch für beide etwas, wenn auch etwas stärker für den einen, als für den anderen. Aber wenn Kyle oder Leo gleichfalls Interesse an anderen Mädchen bekunden, ist die Hölle los. Über Emili, die sich aus ihren zahlreichen Bewunderern auch mehrere ansieht und im Gegensatz zu Insidia auch schon Erfahrung in der Liebe hat, ist unsere Protagonistin auch mit einem negativen Unterton erstaunt. Dass Kyle sie in dem Buch wenigstens mal darauf anspricht, was für eine Doppelmoral sie da fährt, war für mich das Highlight der Story. Nur schade, dass es da nicht geendet hat – und meine Kritik wurde immer schlimmer.
Abgesehen von Logikfehlern im Mittelteil des Buchs (Kleidung sollte ausgezogen werden, bevor man andere anzieht …), hat mich das Ende zum Lachen gebracht. Der Wettkampf, mit dem das Buch angepriesen wurde, war so in den Hintergrund gerückt, dass eigentlich kaum etwas in dessen Rahmen passiert ist oder dauernd nur wiederholt wurde, aber als sich Insidia endlich entschieden hatte, wen sie wählt, kommt ein Geheimnis raus, das mich die komplette Logik des Buchs auf mehreren Ebenen anzweifeln lässt. Ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern, also sage ich da nichts weiter zu, aber noch dazu wirkte die komplette Situation fürchterlich konstruiert und erzwungen, nur um noch Fortsetzungen bringen zu können. Und ich bin mir sicher, dass das Liebesdreieck (wenn es nicht gar ein Viereck wird!) auch in den nächsten Büchern weiter anhält.
Ich wollte dieses Buch wirklich lieben, weil die Grundidee so viel versprach. Aber statt einer aufregenden Story um eine Agentin, hat mich eher das Liebesdrama eines Mädchens erwischt, dem ich nicht an einer einzigen Stelle im Buch abgekauft habe, dass es jemals eine Waffe in der Hand hielt. Ihre Charakterentwicklung war eine Kehrtwende um 180 Grad, die so plötzlich kam, dass sie zu einem weinerlichen Prinzesschen mutiert ist. Wobei – die Prinzessin im Buch, die leider nur am Rande vorkam, fand ich um Welten cooler. Ebenso Emili, Insidias Cousine. Hätte sich die Story um sie gedreht, hätte sie mir wesentlich besser gefallen. Andere Charaktere wie Philipp, Insidias Ausbilder beim PG, wirkten eher so, als hätte man sie nur reingeworfen, um einen zusätzlichen Love-Interest zu haben – von Charakter keine Spur. Abgesehen von ihren Gefühlen unserer Protagonistin gegenüber, hatte das aber auch kein anderer männlicher Charakter.
Ich war sehr, sehr euphorisch und wurde leider bitterlich enttäuscht. Andere Mädchen, die dieses Gefühlsdrama mögen und den Fakt übersehen können, dass Insidia eigentlich eine Agentin sein sollte, die knallhart zur Achtung ihrer Mission erzogen wurde, können hier noch ihre Freude dran finden, weil Dana Müller-Brauns Schreibstil auch locker und gut zu lesen ist und der grundsätzliche Plot auch gut passt. Aber die Umsetzung der Idee war einfach absolut nicht meins und auch die weiteren Bände werde ich nach dem überdramatisierten, konstruierten Ende nicht mehr lesen.

© Carlsen Impress, Hamburg
Autor: Dana Müller-Braun
Titel: Königlich verliebt
Preis: 3,99€ (E-Book)
ISBN: 978-3-646-60345-3
Verlag: Impress
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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