Wie kann sich eine Frau an ein Business verkaufen, in dem nur ihr Körper und der nächste Fotojob zählen? Kera Rachel Cook berichtet über ihren eigenen Leidensweg, geprägt von Essstörungen und ihrem Wunsch nach Anerkennung. Klinikaufenthalte, ihr Wunsch nach einem dünnen Körper, die Vorstellungen der Modelagenturen, Fernsehauftritte – Kera hat mit ihrem Modelweg abgeschlossen und beschließt, sich selbst zu lieben.
Es ist schon wieder ewig her, dass ich ein Buch mit dem Thema Magersucht gelesen habe. Bedauerlich, aber gerade deshalb sollte Kera Rachel Cooks „Hässliches Entlein war gestern“ das neue Werk sein, das mich begeistern sollte. Eigentlich. Denn trotz der wichtigen, sehr aktuellen Thematik bin ich nicht ganz überzeugt von der Ausführung dieser Geschichte.
Der Weg der Autorin, den sie selbst sehr persönlich beschreibt, beginnt in einer Münchener Modelagentur, die ihr eintrichtert, dass sie noch Gewicht verlieren muss. Mit ihren Maßen sticht Kera Rachel Wood zwar im Alltag heraus, aber das Abnehmen wird zur Belastbarkeitsprobe, die sie nicht gewinnen kann. In Fressattacken stopft sie alles in sich rein, treibt danach exzessiv Sport und hat oft auch den Drang, sich selbst zu verletzen. Ihr Leben ist geprägt vom Abnehmwahn der Modeindustrie, der Suche nach ihrem persönlichen Glück und nach der Aufmerksamkeit, die ein zentraler Aspekt ihres Lebens ist.
Ich denke, ich hätte mich besser in das Buch hineinfühlen können, wenn die Autorin nicht so persönlich damit umgegangen wäre. Ich verstehe zwar den Drang, sich die Gefühle und Erfahrungen der zehn Jahre von der Seele zu schreiben, aber dieser sehr intime Eindruck in ihr Leben grenzte oftmals an Theatralik und ich habe einige Male die Augen verdrehen müssen. Alles war auf die Spitze getrieben, auch der Schreibstil, der für mich wirklich sehr frei heraus wirkte. So richtig meins war das leider nicht, dafür hatte ich zu oft den Drang, das Buch zur Seite zu legen. Auch die gedanklichen Exkursionen, die Erzählstränge gespalten haben, waren ermüdend mitzuverfolgen.
Ich will hier nicht das Leid der Autorin in Frage stellen, denn man merkt durch diesen Einblick, dass nicht nur sie, sondern tausende Mädchen unter den Zwängen der Modeindustrie leiden. Allerdings war das Buch vom schriftstellerischen Aspekt her einfach unrund, schweifte zu oft ab, hatte keinen erkennbaren roten Faden in der Ausführung und war an vielen Stellen von der Erzählweise her überdramatisiert. Die Botschaft dahinter finde ich wichtig und gut, aber mit einem anständigen Lektorat, das der Geschichte beim Reifen und der Autorin mit etwas objektivem Abstand geholfen hätte, wäre „Hässliches Entlein war gestern“ sicherlich noch um einiges lesenswerter und einschlagender gewesen.
Alles in allem hat mich Kera Rachel Cooks kurze Biografie schon berührt und mir mal wieder vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben. Gerade diese Erkenntnis am Ende fand ich auch sehr positiv und Mut machend. Aber an der Ausführung scheiterte es leider in meinen Augen. Als Zwischendurchlektüre ist das Buch mal geeignet, aber wer sich tiefgründiger mit Essstörungen beschäftigen will, findet hier nicht das Erhoffte.

© Kera Rachel Cook
Autor: Kera Rachel Cook
Titel: Hässliches Entlein war gestern
Preis: 2,99€ (E-Book) | 9,90€ (TB)
ISBN: 978-1521858837
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