Eigentlich will Hadley gar nicht sehen, wie ihr Vater eine andere Frau als ihre Mutter heiratet. Doch am Flughafen angekommen, kann sie nicht mehr zurück. Wie gut, dass ihr bei der Reise über den Pazifik Oliver Gesellschaft leistet – Oliver, der unmögliche Storys erzählt und Hadley aufheitert, als ihre Klaustrophobie zuschlägt. Doch gibt es Liebe auf den ersten Blick wirklich? Und was passiert, wenn sie in Heathrow landen – bleibt die Liebe über den Wolken zurück, als wäre sie nie da gewesen?
Es ist nun schon eine Weile her, dass ich ein Buch von Jennifer E. Smith gelesen habe, aber ich erinnere mich noch gut daran, wie sehr mich damals „Dich immer wiedersehen“ berührt hat. Geschichten über Liebe auf den ersten Blick hat die Autorin echt drauf – dachte ich. Und da ich „Punktlandung in Sachen Liebe“ schon mit dem alten Titel „Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick“ auf der Wunschliste hatte, konnte doch gar nicht mehr viel schiefgehen. Oder?
Vielleicht doch. Oder auch nicht. Ich weiß es ehrlich nicht. Gleichzeitig hat mich das Buch schon irgendwie mitgerissen, aber auch unbefriedigt zurückgelassen. Es gab so vieles, was mir gefallen hat, aber auch so viele Situationen, in denen ich die Protagonisten einfach gehasst habe.
Die Geschichte hat eigentlich eine echt gute Ausgangslage und hat mich gerade so neugierig gemacht. Hadley verpasst den Flug zur Hochzeit ihres Vaters in London um vier Minuten – vier Minuten, die ihr Leben verändern. Denn beim Warten auf den nächsten Flug trifft sie Oliver. Und so süß ich die Rahmenhandlung auch fand, hat sich das Ganze gezogen und gezogen und es passierte einfach nichts. Mir ist bewusst, dass Jennifer E. Smith viel mit Dialogen arbeitet und mit inneren Perspektiven ihrer Protagonisten, aber hier konnte es mich einfach nicht mitreißen und ich war zu oft gelangweilt. Im Flugzeug geht es weiter. Gerede über Entchenfilme. Über unterschiedliche Sprachen. Über Olivers komische Forschungen. Gähn. Auf den ersten 100 Seiten waren für mich die besten Stellen die, in denen beide geschlafen haben.
Tja, und dann kamen sie endlich in London an – und die Handlung ging voran. Ab dem Zeitpunkt hat mir das Buch sogar recht gut gefallen, denn Hadley versteht irgendwann auch Olivers Geheimnis. Alles in allem steigert sich die Story in der zweiten Hälfte wirklich enorm, kann aber meinen Unmut über die erste Hälfte, die unheimlich lahm war, einfach nicht besänftigen. Denn ganz ehrlich: Wer sich im Flugzeug fast küsst und Gelegenheit hat, über Entchen zu diskutieren, der kann ja wohl auch mal in einer Minute nach dem Nachnamen oder der Telefonnummer des Gegenübers fragen.
Hinzu kam leider auch der Umstand, dass Hadley für mich die wohl unsympathischste Person in diesem ganzen Buch war. Während ich bei Oliver damit zu kämpfen hatte, dass er so gewollt aus der Norm fiel und sich dabei für mächtig cool hielt – etwas, das ich schon in John Greens Büchern nicht leiden kann -, war Hadley einfach unausstehlich. Als Scheidungskind weiß ich, wie es ist, wenn die Eltern neue Partner finden. Aber Hadley hasst ihre Stiefmutter schon, bevor sie sie kennenlernt und verhält sich einfach nur wie ein zickiges Gör. Nein, sorry – das geht mir dezent auf die Nerven. Vor allem in ihrem Alter kann man auch erwachsener in so einer Situation sein und dem Gegenüber zumindest eine ernsthafte Chance geben, bevor man entscheidet, dass sie die böse Stiefmutter aus einem Disney-Film ist. Zum Glück hat sich Hadleys Art ein bisschen gebessert, als die Hochzeit dann endlich gekommen war, aber insgesamt bleibt sie mir leider als höchst unsympathische Protagonistin im Kopf.
Alles in allem hatte dieses Buch für mich nicht viel mit dem gemein, was ich bisher mit Jennifer E. Smiths Büchern verbunden habe. Der Schreibstil war wirklich schön, sie versteht es, mit Sprache umzugehen, aber das kann mich nicht über die Handlung und die Charaktere hinwegtrösten, die beide vor allem in der ersten Hälfte extrem lahmten. Obwohl das Buch so kurz ist, hat es mich ziemlich viel Kraft gekostet, und ich bin eher zwiegespalten, ob ich jetzt noch zu einem weiteren Buch der Autorin greife.

© Carlsen, Hamburg
Autor: Jennifer E. Smith
Titel: Punktlandung in Sachen Liebe
Preis: 6,99€ (E-Book) | 7,99€ (TB)
ISBN: 978-3-551-31257-0
Verlag: Carlsen
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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