Lena kann ihr Glück kaum fassen, als sie die Chance erhält, in New York ein Praktikum im berühmten West-Hotel zu absolvieren. Ihrem großen Traum, als Pâttisiere zu arbeiten, damit ein Stück näher, funkt ihr nur der mysteriöse Sander dazwischen. Durch ein peinliches Missverständnis hält sie den Sohn des Hotelbesitzers für einen einfachen Praktikanten wie sie – und in den wirren Verstrickungen haben beide ihre Gefühle nicht mehr im Griff …
Es gibt Bücher, die will ich wirklich, wirklich mögen, sei es, weil ich den Autor persönlich kenne oder weil der Klappentext schon so gut klingt, dass ich mir eine tolle Story verspreche. Auch bei „Nothing like us“ war es so und ich war so gespannt auf dieses Buch von Kim Nina Ocker – wurde beim Lesen allerdings immer frustrierter und leider auch genervter.
Das ganze Buch geht echt gut los, als Lena noch schlagfertig ist und Sander prompt zum Aufräumen der Wäschekammer verdonnert, weil sie ihn für den Praktikanten hält, der ihr helfen soll. Der taucht aber nie auf, denn Sander ist eigentlich der Sohn des Hotelsbesitzers und damit schwerreich, gut bewacht, wenn er aus dem Haus geht, und mit eigenen Verpflichtungen gesegnet, da er auf das Geld seines Vaters angewiesen ist. Die beste Voraussetzung für eine prickelnde Liebesgeschichte gegen alle Grenzen, dachte ich. Aber leider hat sich das Buch nach dieser Szene trotz Kim Nina Ockers flüssigem Schreibstil unendlich gezogen.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass es in der Handlung vorangeht – Lena zickt rum, Sander verrät natürlich nichts, macht kyrptische Anmerkungen, Lena überlegt, kommt zu keinem Schluss, das Spielchen geht von vorne los. Ich war spätestens in der Mitte des Buchs einfach nur noch genervt von den Dates der beiden. Ja, man kann sich die Zeit miteinander vertreiben, aber eigentlich weiß keiner wirklich etwas über den anderen und Sanders Stillschweigen hat mich einfach wütend gemacht. Denn immer wieder habe ich mich gefragt: Was hindert ihn denn daran, Lena einfach die Wahrheit zu sagen? Irgendwann wohl nur noch das schlechte Gewissen und die Hoffnung, sie dann nicht zu verlieren.
Lena hingegen hat sich an manchen Stellen echt selten dämlich angestellt. Es tut mir furchtbar leid, aber anfangs wurde sie so zielstrebig dargestellt und ein paar Kapitel später schneidet sie sich in den Finger, dass das Blut nur so spritzt, weil die Gedanken an Sander ihr Hirn vernebeln. Zudem weiß sie so gut wie alles über das Hotel, aber hat sich natürlich genau über die Besitzer nicht erkundigt? Das erschien mir so inkonsequent in ihrem Charakter. Außerdem braucht sie wirklich ewig, um zu durchschauen, was Sander da mit ihr spielt. So sarkastisch und energisch wie sie sonst dargestellt wird, hätte ich erwartet, dass sie ihm nach der wochenlangen Lüge einen Arschtritt verpasst und sich aus dem Staub macht.
Die Nebencharaktere fand ich hingegen alle ganz interessant, aber auch sehr blass gezeichnet. Bunt wurde es nur, als mit Klischees gearbeitet wurde – von Kaito, Lenas schwulem Mitbewohner, möchte ich lieber gar nicht erst anfangen. Sein Verhalten und auch sein Eindringen in Lenas Privatsphäre und ihre persönlichen Angelegenheiten waren unter aller Kanone. Nein, auch als schwuler Mann hat man keine Ausnahmegenehmigung, einfach die Wäscheschublade eines jungen Mädchens zu durchwühlen. Die ganzen Klischees, die im Buch verteilt waren, haben in Kaito ihren Höhepunkt gefunden und diese extreme stereotypische Darstellung hat mich einfach nur wütend gemacht – denn Kaito war nicht mehr als der Quotenschwule. Und das braucht eine gute Geschichte nicht.
Was mir insgesamt in dem Buch gefehlt hat, war der Sinn für Emotionen und angemessenes Verhalten. Viele Aktionen und Reaktionen der Charaktere waren für mich dermaßen widersprüchlich, schwer verständlich und einfach nur grotesk, dass ich das Buch nicht mehr ernst nehmen, aber auch nicht darüber lachen konnte. Im zweiten Band wird es um Lenas Freundin Lexie gehen, die mir wirklich gut gefallen hat im ersten Teil, weshalb ich der Fortsetzung noch eine Chance gebe. Allerdings war „Nothing like us“ für mich persönlich nicht tragbar.

© Lyx, Köln
Autor: Kim Nina Ocker
Titel: Nothing like us
Preis: 6,99€ (E-Book)
ISBN: 978-3-7363-0565-6
Verlag: LYX.digital
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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