In den letzten Wochen habe ich einige Male mit Autoren gesprochen, Buchgruppen und Instastorys beobachtet und dabei etwas entdeckt, das mir zunehmend den Spaß an einigen Plattformen nimmt. Die Überschrift weist schon darauf hin: Das ständige Mimimi geht mir wirklich auf die Nerven. In meiner letzten Quatschstunde habe ich bereits die Erwartungshaltung von Lesern angesprochen, worauf ich heute noch näher eingehen möchte. Denn ich denke, dass diese dazu führt, dass Gemecker gerade so hoch im Kurs steht.
„Hey, ich habe am drölften eine Lesung in einer großen Buchhandlung“ – Aber Mimimi!
Kaum postet ein deutscher Autor seine Lesungstermine, gibt es Heul-Smileys, rotzige Kommentare und zickiges Gehabe in den Kommentaren. „Wieso kommst du nicht in mein Kaff? An der dritten Kuhwiese links. Wie kannst du es wagen, mich rauszulassen, überhaupt habe ich ja kein Geld, zu Lesungen zu gehen. Wie, das kostet auch noch Eintritt?!“ Ja, Leute, auch Autoren wollen nicht umsonst lesen. Denn wisst ihr, wofür sie diese Zeit nutzen könnten? Schreiben, Lektorat, Korrektorat überarbeiten. Druckfahnen prüfen, mit dem Verlag Marketingmaßnahmen besprechen, Mails beantworten, Troll-Kommentare ignorieren … Das Autorenleben ist meist gut gefüllt.
Trotzdem scheint es ziemlich vielen Fans unbegreiflich zu sein, dass Autoren auch an Lesungen verdienen wollen. Das sind keine Unsummen, aber es sollte zumindest schon drin sein, dass ihnen Reise und Unterkunft erstattet wird. Dafür muss sich das aber auch für die Buchhandlung rechnen, denn in den meisten Fällen (nicht in allen!) lädt diese den Autor in Rücksprache mit dem Verlag ein. Und nun kann sich jeder selbst ausrechnen, wieso winzige Buchhandlungen sich Bestsellerautoren meistens nicht leisten können. Bevor ihr euch also beschwert, dass ein Autor nicht ins letzte Hinterlandkaff kommt, nur weil ihr nicht das Budget habt, ihm hinterherzureisen, überlegt euch lieber, was auch für ihn an Aufwand damit verbunden ist.
„Ich bringe ein neues Buch raus!“ – Aber Mimimi!
Ein Autor postet stolz einen neuen Vertrag oder kündigt an, dass er etwas im Selfpublishing rausbringt. „Aber wieso so teuer? Für den Verlag blogge ich nicht, da kriege ich kein Rezensionsexemplar. Wie, da kommt nur ein E-Book, das mag ich nicht!“
Mensch, Leute, ich bin’s so leid. Natürlich versuchen Autoren und Verlage, den Leserwünschen nachzukommen, aber Dumpingpreise im E-Book-Bereich haben nach meinem Empfinden auch den Markt sensibler gemacht. Wenn ein E-Book 3,99€ kostet, wird schon gemeckert. Wenn ein Blogger ein Rezensionsexemplar bekommen hat, ein anderer aber nicht, ist das Gemecker aber groß. Wieso kann man anderen nicht mal was gönnen? Und wieso erwartet man, dass andere sich an die eigenen Lesegewohnheiten anpassen, bevor man sie selbst mal ändert?
Erwartungen können nicht immer erfüllt werden …
… und wenn sie es nicht werden, wird gemeckert. Ich habe es ganz ehrlich einfach so satt, ständig diese Jammereien zu sehen. Offensichtlich ist es voll aus der Mode, sich einfach mal für andere zu freuen, auch wenn für einen selbst nichts dabei rausspringt. Enttäuscht kann man ja sein, das bin ich selbst. Aber wenn sich Autoren rechtfertigen müssen, wieso sie „nur“ in Stadt A lesen und nicht in Dorf B, läuft in meinen Augen einfach grundlegend etwas falsch in der Erwartungshaltung der Leser. Ich weiß, dass man heutzutage näher als je zuvor an seinen Idolen ist. Aber das heißt nicht, dass man sich alles erlauben kann. Denkt doch bitte erst mal nach, bevor ihr meckert. Wie kommt das beim Gegenüber am anderen Ende des Laptops an? Autoren sind keine Monster, die extra euch aus all dem Spaß rauslassen wollen. Aber man kann nunmal nicht jeden glücklich machen. Bevor man dann aber seinen Frust rauslässt, könnte man lieber ein nettes Wort verteilen und sich für die anderen freuen – etwas, das ich viel lieber tue und sehe, als irgendwelche meckernden Kommentare. Damit bleibt man auch viel angenehmer im Gedächtnis.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.