Die taffe Elisa setzt sich im Leben durch. Selbst im Rollstuhl hat sie ihr Leben geordnet und im Griff – bis ihr Jugendfreund Gabriel wieder auftaucht, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Während er ihr eine magische Welt eröffnet, in der Elisa als Hexe mit ihren Fähigkeiten sogar wieder laufen kann, leiden ihre Beziehungen zur Erde. Aber ewig kann sie dieses Doppelleben nicht führen – und Schatten ziehen über der Schönheit Eonvárs auf …
Manchmal überzeugt einen ein Buch nicht direkt beim ersten Lesen, und dann gibt man ihm doch noch eine Chance und fängt später von vorn an. Das habe ich bei „Eonvár – Zwischen den Welten“ von Kat Rupin gemacht. Nachdem ich beim ersten Ansatz gerade mal zu einem Fünftel kam, habe ich dem Buch noch mal eine zweite Chance gegeben, bleibe aber in diesem Fall etwas ernüchtert zurück.
In der Geschichte begleiten wir die Protagonistin Elisa, die anfangs auf ihren Rollstuhl angewiesen ist und Psychologie studiert. Ihr unaufgeregtes Leben wird erst durch ihren Jugendfreund Gabriel aufgerüttelt, der eines Tages einfach verschwand. Ich muss sagen, dass sich gerade der Anfang für mich sehr gezogen hat. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Geschichte einem klaren roten Faden folgt, oder zumindest konnte ich diesen nicht richtig ausmachen. Elisas Leben wird auf den Kopf gestellt, zudem weigert sie sich mit ihrer störrischen Art, das zu glauben, was direkt vor ihr liegt. Ihre Skepsis fand ich anfangs noch sinnvoll, aber meisten hatte ich im Verlauf des Buchs eher den Eindruck, dass sie unheimlich egoistisch und störrisch ist. Ihre Stimmungsumschwünge haben es mir sehr schwer gemacht, einen richtigen Draht zu ihr aufzubauen, und auch ihre zum Teil extrem waghalsigen und impulsiven Aktionen waren für meinen Geschmack zu viel.
Auch die anderen Charaktere fand ich teilweise extrem stereotyp oder flach. Bei den meisten hatte ich das Gefühl, dass sie nur da sind, um Elisa zu Dummheiten zu verleiten oder eben klare Positionen zu beziehen, aber richtig facettenreich fand ich sie nicht. Das beste Beispiel dafür ist Gabriel: Er ist eben lieb und nett und Elisas alter Freund, der in der gesamten Geschichte eigentlich nur dazu da ist, sie nach Eonvár zu bringen und als Love-Interest zu dienen. Das war mir persönlich einfach nicht genug. Ich hätte hier auch einfach gern mehr Charakterentwicklung gesehen.
Die Welt von Eonvár hingegen war sehr schön ausgearbeitet und hat mir super gefallen. Es gab nichts, das es nicht gab, und auch die Ursprünge der Magie fand ich gut ausgeführt. Einige kritische Szenen gibt es noch in der Hinsicht, dass Kinder schon früh von ihren Eltern getrennt werden – aber dies war wohl ein Punkt, an dem man selbst auch ins Grübeln kommen sollte. Ansonsten mochte ich die Darstellung der Schule und auch den Fakt, dass es durchaus auch ein Reflektieren der Magie an sich gibt. Das kommt in vielen Büchern zu kurz und wurde hier auch mit dem Thema der Hexenverbrennung und im Rahmen eines Magie-Ethik-Unterrichts gut aufgegriffen.
[Nachtrag: Passage aus der Rezension gelöscht, da hier ein Verständnisfehler von meiner Seite aus vorlag.]
Auch wenn ich Kat Rupins Schreibstil wirklich gut und flüssig finde, konnte der nicht aufwiegen, dass mir die Story zu vorhersehbar war und ich den Draht zu den Charakteren nicht gefunden habe. Für mich hätte es hier noch mehr gebraucht, mehr Spannung, mehr Handlung in der ersten Hälfte, mehr Charakterentwicklung. So blieb für mich die Geschichte eher blass und übertüncht von Elisas extrem bestimmendem Charakter, der mir oftmals einfach auf die Nerven ging. Gute Ideen waren reichlich vorhanden, aber für mich war die Umsetzung einfach nicht passend.

© Zeilengold, Stockach
Autor: Kat Rupin
Titel: Eonvár – Zwischen den Welten
Preis: 14,90€ (TB) | 4,99€ (E-Book)
ISBN: 978-3946955047
Verlag: Zeilengold
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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