Heute werde ich mal wieder etwas tiefer in die Sarkasmus-Kiste greifen. Ich habe lange überlegt, wie ich die verschiedenen Themen aufgreife, mit denen ich mich befassen wollte, und so kam ich auf die Idee der neuen Rubrik innerhalb der Quatschstunde: „Das absolut ehrlich-böse FAQ“. Dieser Beitrag markiert den Einstieg in die Thematik. In FAQs beantwortet man häufig gestellte Fragen, und in diesem Fall sind es Fragen und Aussagen, die Autoren oft gestellt werden. Die Antworten sind natürlich mit einem Augenzwinkern zu sehen, aber ich glaube kaum, dass es einen Autor gibt, der nicht zumindest mal in diese Richtung gedacht hat, wenn er solche Fragen an den Kopf geworfen bekommen hat. Bitte nehmt es nicht persönlich – das Ganze ist wie immer ein kleiner Denkanstoß, um für mehr Verständnis zu sorgen. Und bitterböse Gedankengänge meinerseits sind mal wieder meiner schwarzen Seele geschuldet. Soll vorkommen.
„Wie hast du mit dem Schreiben angefangen?“
Es war ein wunderschöner Sommertag und ich war noch ein Kleinkind und habe es damals schon geliebt, Geschichten zu lesen und mir auszudenken … Oder ich habe einfach den Stift in die Hand genommen, mich hingepflanzt und geschrieben. Tastatur geht alternativ natürlich auch. Und das ist, Überraschung, bei jedem Autor so: Irgendwann steckt da einfach eine Geschichte in einem, die raus muss. Aber egal, wie oft diese Frage gestellt wird, man wird nicht plötzlich von einem feuerspeienden Drachen verfolgt, der einen nur dann nicht frisst, wenn man ein Buch schreibt. Zum Schreiben braucht es drei Sachen: Die Bereitschaft, das Talent und die Übung.
„Ist es schwer, ein Buch zu schreiben? Hast du Tipps, wie ich sofort einen Bestseller landen kann?“
Ja, warte, ich hole meine Liste raus. Also, Schritt 1: Um Mitternacht bei Vollmond musst du in einem Liter Krötenschleim baden. Schritt 2: Renn einmal nackt über einen Campus in deiner Nähe … Oder setz dich hin, schreib dein Buch, achte auf gutes Marketing und hoff aufs Beste aka auf deine Leser. So wie jeder andere Normalsterbliche auch. Wenn einer von uns das Geheimrezept geknackt hätte, wären wir alle Milliardäre. Und ich würde beim Tippen dieses Beitrags auf meiner Yacht sitzen und Cocktails trinken, die mir ein schicker Butler bringt.
„Es dauert noch zwei Monate bis zu deinem nächsten Buch, was soll das?! Ich habe nur noch 173 Bücher, die ich sonst lesen kann!“
Entschuldige bitte, dass Arbeit Zeit braucht. Das ist natürlich völlig inakzeptabel. Also, hier ist mein Kompromiss: Ab jetzt kriegst du jeden Tag ein Wort meines neuen Buchs geschickt. So kannst du ganz schnell weiterlesen. Super, nicht wahr? Oder wollen wir nicht einfach warten können, bis ein Buch geschrieben, lektoriert, korrigiert, gesetzt, veredelt und vertrieben wird? Fände ich persönlich nämlich geiler. Qualität ist wichtiger als Zeitdruck. Ansonsten kann ich dir auch ganz viele einzelne Buchstaben schicken.
„Wie gehst du mit schlechten Rezensionen um?“
Nun, erst mal weine ich, dann betreibe ich akribisches Stalking, zeige den Rezensenten bei der Polizei an, mache seinen Wohnort ausfindig, lade alle meine Fans zu einer Hexenjagd an, betreibe Telefonterror, und am nächsten Tag verspeise ich sein Herz zum Frühstück.
Oder ich verhalte mich einfach professionell, halte meinen Mund und nehme konstruktive Kritik an. Soll es auch geben.
„Ich schreibe ja sonst keine Rezensionen, aber dein Buch fand ich so schlecht, das muss ich teilen – und dich auch noch in der schlechten Rezension verlinken!“
Wie lieb von dir! Hier ist mein zauberhafter Tipp: Komm mir bitte nicht unter die Augen. Wer die Energie hat, eine schlechte Bewertung zu schreiben, kann genauso gut auch gute schreiben und die Autoren damit unterstützen. Wenn nicht, dann bist du einfach ein gemeiner Mensch. Und den Autor auch noch drin verlinken? Ja. Voll fair. Reib den Dreck noch weiter in die Wunde. Aber erwarte dann bitte auch keine Gegenleistung, wenn du dann doch mal was ganz nett findest. Wir haben nämlich auch Namensgedächtnisse.
„Das hast du von dem anderen Autor geklaut!“
Ja, genau. Alle Plots sind so einmalig und so krass neu, es gibt niemals irgendwo Überschneidungen, ähnlich klingende Namen oder gleiche Tropes – ja, ich habe geklaut! Vor allem, wenn mein Buch früher rausgekommen ist. Aber bitte, natürlich möchte ich als Plagiator bekannt sein (gibt ja immer noch genug, die diese auch unterstützen). Also hey: Schaltet doch bitte mal das Hirn ein und überlegt mal, ob es nicht auch einfach an ähnlichen Inspirationen, Trends im Genre oder persönlichen Geschmäckern liegen kann, die sich zufällig ähneln.
„Wieso kostet dein Buch so viel? Das ist mir viel zu teuer!“
Es ist der allgemeine Grundsatz, dass man als Autor von Luft, Liebe und dem Hate der Leser lebt. Miete, Strom, Essen, gar Kleidung oder ein bisschen Freizeitspaß? Hallo, wir sind Autoren, wir müssen doch das Klischee des abgeranzten, ständig unter der Brücke lebenden Menschen nachkommen, der nur für die Liebe zur Kunst schreibt und seine Bücher verschenkt, um nach seinem Tod erst anerkannt und populär zu werden. Oder wieso gibt es immer noch Leser, die nicht verstehen können, dass von einem Buch zahlreiche Existenzen abhängen? Wer den Preis nicht zahlen will, zahlt ihn eben nicht. Aber für Arbeit sollte man auch fair bezahlt werden. Wenn es euch zu teuer ist, weicht auf Büchereien aus oder lest es nicht. See? Problem solved!
„Wieso hast du dem ein Rezensionsexemplar gegeben und mir nicht?“
Das kann eine Reihe von Gründen haben. Und der einfachste Grund ist folgender: Weil es nicht deine Angelegenheit ist, wer Rezensionsexemplare bekommt. Das entscheidet immer noch der Autor oder der Verlag. Meistens liegt es an zu geringer Reichweite (wobei, wie wir gerade gelernt haben, brauche ich Marketing gar nicht, ich will ja erst postum berühmt werden), einer frechen Anfrage („Ey [hier falschen Autorennamen einfügen], find dein Cover geil, schick mir mal das Hardcover und dein komplettes Goodiesortiment, dann mach ich ein Foto für meine zehn Follower“), oder an einem aufgebrauchten Kontingent.
„Wieso liest du nicht mal in meinem Kuhkaff am Arsch der Welt?“
Klar, wenn du Reise, Übernachtungskosten und Essen bezahlst, bin ich dabei. Ach, zwei Euro für ein Ticket sind dir zu teuer? Dann überleg mal, wie viel mich das kostet und rechne gleich noch die verlorene Arbeitszeit mit drauf, die ich mit Schreiben verbringen könnte. (Leser aus dem Off: „Schreib schneller!“)
„Ich find dich scheiße, also hate ich deine Bücher!“
Viel Spaß dabei. Ich hoffe, du kommst in die Leserhölle und musst den ganzen Tag dein Hassbuch ertragen – aka meins. [Böses Autorenlachen, das sonst für Charaktertode reserviert ist, hier einfügen]
Tja, liebe Leser: Was sagt ihr dazu? Habt ihr solche Fragen oder Aussagen auch schon mal in den Raum geworfen? Was haltet ihr von den ehrlichen Antworten, die auch etwas zynischer sind, als man sie sonst zu hören bekommt? Und liebe Autoren: Wie reagiert ihr auf diese Themen? Ich bin sehr neugierig, wie eure Meinung zu diesem neuen Format auffällt. Demnächst kehren wir den Spieß nämlich um – mehr dazu erfahrt ihr bald!
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