Nachts stehen nur die Bändiger zwischen der Stadt Praha und den Monstern, die im Wald vor den Mauern lauern. Auch Kayla soll ihrem Vater und ihren Brüdern auf dem Weg zum Bänder folgen. Doch ihr Widerstand gegen diese Pläne trifft auf taube Ohren. Als sie sich bei der Zeremonie für junge Bändiger an einen Schattenwolf bindet, ruht das Interesse besonders auf ihr – doch ihr Monster und die Dunkelheit, die sie verbindet, lassen Kayla keine Ruhe. In den Schatten verbirgt sich mehr, als sie auf den ersten Blick erkennen kann …
Ich habe dieses Buch so gefeiert! Schon während des Lesens war mir klar: Ich halte ein Highlight in den Händen. Und das nicht, weil es von Laura Kneidl kommt, die mich mit ihren letzten Büchern auch begeistern konnte. Nein, Kaylas und Lileks Geschichte war außergewöhnlicher und viel emotionaler, als ich es mir vorstellen konnte.
Ziemlich cool fand ich die Monster, die Laura Kneidl erschaffen hat. Man konnte sie sich richtig gut vorstellen und auch ihre Individualität war hervorragend ausgearbeitet. So erging es mir aber auch in den restlichen Sachen, die diese Welt prägt. Die Bändiger konnte man an der Akademie, an der sie trainieren, gut nachvollziehen, auch ihre Leitmotive, nach denen sie handeln. Praha ist eine alternative Version zu unserem Prag und hat mir vor allem durch die atmosphärische Beschreibung und die Düsternis, die im Buch herrscht, gut gefallen. Es gab immer wieder Neues zu entdecken und auch auf die Politik, auf Entscheidungsfindungen und weitere dieser Details wurde geachtet.
Was ich auch sehr gern mochte, war die Fehde zwischen den Bändigern und der Wilden Jagd. Die Wilde Jagd besteht nämlich aus den normalen Einwohnern Prahas, die sich zusammengeschlossen haben, um selbst Jagd auf die Monster außerhalb der Mauern zu machen. Diesen Mythos empfand ich als sehr passend ein- und umgesetzt, zeigte er doch auch die Differenzen, die entstehen können, wenn sich eine Gruppe über eine andere stellt und die Lynchjustiz ihren Höhepunkt erreicht. Dass darunter meist Unschuldige zu leiden haben, war sehr emotional und wie ich finde, auch unheimlich nachdenklich machend eingebaut.
Jedoch liegt der Fokus der Story natürlich auf Kayla und auf ihrem Schattenwolf Lilek. Zu den beiden möchte ich gar nicht allzu viel sagen, denn es war unglaublich, wie sich langsam alles vor meinen Augen entfaltet hat und Wahrheiten ans Licht kamen, die ich so nicht erwartet hatte. Kayla war in all diesen Ereignissen eine überaus starke Protagonistin, die mit ihrer Rationalität und ihrem kühlen Kopf punkten konnte. Mir war sie unheimlich sympathisch, denn sie legt auch viel Wert auf ihre Familie, lässt sich von selbiger aber nicht alles bieten und geht ihren eigenen Weg, so schwer dieser auch sein mag. Ihre Vorurteile hemmen sie anfangs noch, aber ihre Entwicklung in der Hinsicht empfand ich als sehr positiv und inspirierend.
Was man nicht erwarten sollte, ist sicherlich eine verkitschte Liebesgeschichte. Die gibt es schlicht und einfach nicht, ich empfand den Liebesaspekt als erfrischend klein gehalten. Viel eher ist es ein Ringen um Macht, um Kontrolle und um den Schutz, den man sich selbst und anderen bieten kann. „Herz aus Schatten“ ist dabei ungleich düsterer als viele andere Titel des Genres, scheut dabei nicht vor Blut und Brutalität zurück, und es müssen auch Opfer gebracht werden. Aber die Entwicklungen, die man dafür erkennen kann, sind lehrreich und treffen ins Herz. Mich hat die gesamte Geschichte unheimlich berührt und mir auch Mut gegeben. Der Weg aus der Dunkelheit hinaus ist einfacher, wenn man jemanden hat, der einem das Licht zeigen kann – und das lässt sich auf so viele Situationen übertragen, dass „Herz aus Schatten“ definitiv ein Dauerbrenner sein sollte. Ich kann es jedem ans Herz legen, der auch mal etwas abseits der gewohnten Pfade in der Fantasy sucht.

© Carlsen, Hamburg
Autor: Laura Kneidl
Titel: Herz aus Schatten
Preis: 11,99€ (E-Book) | 12,99€ (TB)
ISBN: 978-3-551-31692-9
Verlag: Carlsen
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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