Eigentlich gehören die Sommer Bina und Austin – doch ihr gemeinsamer Spaß-Index zieht dieses Jahr nicht, wenn Austin in einem Sommercamp für Fußballer sitzt. Doch Bina will sich davon nicht die Laune verderben lassen. Nur was tun, wenn der beste Freund meilenweit entfernt ist und sich auch noch merkwürdig verhält? Zwischen Musik, Austins Schwester Charlie und ihrer Familie muss Bina für sich selbst rausfinden, wie sie ihren Sommer unvergesslich macht. Und dabei kommt sie auch dem Erwachsenwerden ein Stückchen näher …
Ich wäre fast an Hope Larsons „All Summer Long“ vorbeigegangen – fast. Und was für ein Glück, dass ich es nicht getan habe! Denn dieser Comic hat sich ganz langsam in mein Herz gestohlen und ich bin schon am Überlegen, ihn zu rereaden. So lange musste ich warten, bis er offiziell erscheint und ich darüber reden darf, dabei haben mich diese Seiten einfach zum Lachen und Mitfiebern gebracht.
Was dieser Comic ist? Hautnah. Bina war eine Protagonistin, mit der ich wirklich mitgelitten habe – auch ich kenne diese Ferientage, in denen man sich allein fühlt, weil alle Freunde verreist sind. An denen man durchs Haus tigert und nicht weiß, was man mit sich anfangen soll. Und in solchen Momenten fängt man dann an, an Freundschaften zu zweifeln und sich zu fragen, wie leicht diese zerbrechen – wie es auch bei Bina geschah. Ihre Emotionen waren wirklich zum Greifen nah und ihr Alltag sehr realistisch dargestellt. Selbst die Langeweile hat beim Lesen Gefühle hervorgerufen und ich finde, man kann sich mit der Protagonistin sehr leicht identifizieren.
Der Name der Autorin ist hier auch irgendwie Programm: Was Hoffnung macht, sind die kleinen Sachen. Eine neue Freundin. Ein Familienbesuch. Die Zeit, die man miteinander zu schätzen lernt, die winzigen Sachen im Leben, die man mit mehr Erfahrung erkennt. Das macht irgendwo auch Binas Erwachsenwerden aus. Sie lernt auch sich selbst besser kennen, und was ich sehr bewundernswert fand: Der Comic zeigt auch auf, dass man sich nicht alles gefallen lassen muss. Es ist okay, neue Freunde zu finden, aber ausnutzen lassen muss man sich von ihnen nicht. Es ist okay, Angst vor Verlust zu haben, aber unterkriegen lassen muss man sich von ihr nicht.
Was ich auch sehr cool fand, war der musikalische Aspekt des Comics. Binas Musik hilft ihr aus ihrer Krise heraus und zeigt ihr auf, dass man auch eigene Interessen haben kann, die aber nicht dazu führen müssen, dass man sich von anderen entfremdet. Musik bringt Menschen zusammen, hilft aber auch für den eigenen Seelenfrieden. Wie Bina sich in der Musik wiedergefunden hat, hat auch in mir wieder viel bewegt, denn auch in meinem Leben haben Lieder und Songtexte eine große Rolle bei der Selbstfindung gespielt. In diesem Sinn hat Hope Larson das Lebensgefühl einer Altersgruppe zumindest aus meinem Blickfeld gut wiedergegeben.
Auch die Panels fand ich sehr gut strukturiert, die Zeichnungen waren genau nach meinem Geschmack – stilvoll, jugendlich, nicht zu überladen. Es sind sehr monochrome Farben verwendet worden, also man darf nicht vom Cover auf die Farben im Innenteil schließen, dennoch fand ich diese sehr passend zur Geschichte. Und auch die Textanteile waren gut angepasst, sodass sowohl Zeichnunge, als auch die Bubbles für sich sprachen.
Alles in allem ist „All Summer Long“ ein Comic, der für eine etwas jüngere Zielgruppe perfekt ist, aber auch bei mir tief eingeschlagen hat. Ein wenig Nostalgie ist auch dabei, und ich empfand die Geschichte als sehr berührend, ohne belehrend zu sein. Eine tolle Umsetzung von Hope Larson und sicher nicht mein letzter Comic von ihr!

© First Second Books, USA
Autor: Hope Larson
Titel: All Summer Long
Preis: 10.99€ (TB) | 7,49€ (E-Book) | 18,99€ (HC)
(Listenpreise! Je nach Buchhandlung können diese variieren)
ISBN: 978-0374310714
Verlag: First Second Books
Den Comic beim Verlag findet ihr hier: (X)
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