Oder: Die DSGVO & Ich
Lange habe ich überlegt. Es war wirklich keine einfache Entscheidung angesichts des Aufwands, den die DSGVO mit sich brachte. Ich war kurz davor, den Blog zu schließen, anstatt auf die neue Domain umzuziehen.
Schuld daran trägt nicht allein die Datenschutzgrundverordnung. Aber sie war gewissermaßen der Auslöser einer langen Reihe von Gedanken. Ich habe wirklich viel darüber nachgedacht. Anfags dachte ich noch “Ach, so schlimm wird das nicht. Ich warte mal ab und mach noch gar nichts.”, aber dann änderte sich nichts und der Mai kam immer näher. So langsam wurde klar, irgendetwas muss ich tun. Die Frage war nur, was?
Theoretisch gab es zwei Möglichkeiten: 1. Den Blog schließen und mit dem Bloggen aufzuhören und 2. Mit dem Blog den Anbieter zu wechseln und selbstzuhosten.
Ganz ehrlich, ich hab lange Zeit zu Möglichkeit 1 tendiert. Nicht nur, weil es mir ein wenig zu aufwändig war, mit mit dem Selbsthosten und all den Vorschriften und Änderungen zu befassen, sondern auch, weil ich zu dem Zeitpunkt gerade mal ein Jahr auf WordPress verbracht habe nach meinem Umzug von Blogspot. Ich weiß noch, wie aufwändig der Umzug damals war. Allerdings war ich damals auch noch klein und doof und wusste nicht, dass man Daten auch von einem Anbieter zum anderen importieren kann. Heute bin ich schlauer, aber auch wenn ich nicht alles von Hand machen muss, ist ein Umzug mit viel Zeit und Aufwand verbunden. Und dann muss ja noch alles datenschutzgrundverordnungskonform gemacht werden. Das ist auch nicht gerade ohne.
Schlussendlich haben das lange Überlegen und die ausführlichen Unterhaltungen mit Klaudi dazu geführt, dass ich den Umzug doch gewagt habe. Allerdings hat mich diese ganze Zeit zum Nachdenken gebracht.
Hat das Bloggen seinen Reiz verloren?
Ich liebe meinen Blog und all die Erfahrungen und Erinnerungen, die damit zusammenhängen. Ich hab so viele tolle Menschen kennengelernt, so viele wundervolle Events besucht und so viele schöne Erinnerungen gesammelt. Wenn ich mir alles davon ins Gedächtnis rufe, frage ich mich im Nachhinein, wieso ich den Blog wirklich aufgeben wollte.
Aber bei genauerer Betrachtung muss ich feststellen, dass sich das Bloggen für mich verändert hat. Anfangs war es aufregend und neu und man hat so viele andere Blogger und Autoren kennengelernt und jeder neue Follower wurde mit großer Party gefeiert, das erste Rezensionsexemplar hätte man sich fast in eine Glasvitrine gestellt, um es zu bewundern und Buchmessen, die waren sowiesi das Highlight schlechthin.
Und irgendwann … irgendwann wurde aus dem spannenden neuen Hobby eine Gewohnheit.
Rezensionsexemplare waren normal, man hat ja fast alles bekommen. Buchmessen waren weniger aufregend, irgendwie kannte man ja doch schon jeden und es ist ja eigentlich immer dasselbe. Regelmäßiges Posten wurde plötzlich zur “Pflicht”, damit man nicht an Reichweite verliert.
Wo ich vorher postete, was mir grade unterkam, und ein Buch nach dem anderen las, waren da plötzlich Leseflauten und der Druck, unbedingt noch etwas zu posten, damit nicht zu lange nichts kam.
Ich hab mir einen Plan gemacht, Listen geführt für Rezensionsexemplare und Post, die ich schreiben will, und irgendwie ging so langsam die Luft raus. Es wurde stressiger und hat immer weniger Spaß gemacht, obwohl ich unbedingt Spaß dran haben wollte. Ich hab mir selbst Druck gemacht und machen lassen. Man will schließlich mit anderen mithalten, auch regelmäßig gute Posts schreiben und die neusten Bücher lesen. Selbst wenn man dich sagt, dass man in erster Linie nur für sich bloggt.
Alles neu macht der Mai
Der Umzug soll für mich gleichzeitig auch eine Art Neuanfang bedeuten. Meine Listen führe ich immer noch, die gebe ich auch nicht auf, dafür bin ich zu chaotisch und vergesslich, aber ich habe mir so einige Vorsätze gesetzt für die neue Blogger-Ära.
Ich werde mir keinen Stress mehr machen mit den Posts. Kommt mal zwei Wochen nichts? Na ja, dann ist es eben so. Schließlich hab ich ein Privatleben, das auch seine Aufmerksamkeit fordert, und lebe nicht ausschließlich in der Bloggerblase. Alle alten Beiträge werden auch noch nebenher angepasst und nach und nach hier wieder hochgeladen wie es meine Zeit eben erlaubt.
Lese ich nicht immer gleich alle Neuerscheinungen zum Erscheinungstermin, dann ist es eben auch so. Das Buch wird schließlich nicht besser oder schlechter, nur weil es länger auf meinem SuB liegt oder sich noch gar nicht in meinem Besitz befindet. Soll heißen, dass vielleicht nicht immer nur die neusten Bücher hier rezensiert werden. Aber meine Liebe zum Lesen und den Büchern hat eben nichts mit dem Alter der Bücher zu tun. Klar, neuere und gehypte Bücher geben mehr Aufmerksamkeit, aber das soll nicht mehr das primäre Ziel des Blogs sein.
Ja, Aufmerksamkeit ist irgendwo wichtig, damit man nicht untergeht, und irgendwie hängt ja jeder an seinen Zahlen und will sie so gut wie möglich halten. Aber eben nicht zu jedem Preis.
Vielleicht gibt es in Zukunft auch mehr unbuchige Post auf diesem Blog, vielleicht auch nicht.
Auch wenn es ein “bookish paradise” ist, will ich mich nicht mehr nur darauf beschränken. Filmrezensionen gab es ja bereits und auch die Monatsrückblicke haben schon privatere Dinge enthalten. Ich möchte hier in Zukunft das posten, was mir gefällt und was mich interessiert. Und mein Leben besteht eben tatsächlich nicht nur aus Büchern.
Ich hoffe, das der Umzug und der frische Wind, der ihn begleiten soll, mir ein wenig die Freude am Bloggen zurückgibt, die ich in letzter Zeit kaum hatte.
Desiree says
Hi liebe Carina,
ich freue mich, dass du weiter bloggst und dass du dich für einen Umzug entschieden hast! Ich finde es toll, wenn du auch über Nicht-Buchiges und Privates postest und ich finde es wichtig, dass man sich nicht zu sehr unter Druck setzt. Aber ja, ich weiß natürlich, was du meinst, der Reiz des neues ist etwas verflogen.
Liebe Grüße
Desiree
Raven says
Hallo Desiree,
der Reiz des Neuen verfliegt leider bei so ziemlich allem nach einiger Zeit, was ich eigentlich total schade finde, aber es lässt sich ja nicht verhindern. Ich freu mich, dass du auch nicht-buchiges hier verfolgen magst. Es ist toll, zu sehen, dass man durch einen Umzug doch nicht ganz komplett von Null anfangen muss, sondern trotzdem auch ein paar seiner Leser behalten kann.
Liebe Grüße
Cara