Von Geburt an ist Aislinn in der Lage, Fae zu sehen: Die unheimlichen Wesen, die im Verborgenen Menschen piesacken, machen ihr Angst. Nur mit den strengen Regeln ihrer Großmutter kann sie die Fae ignorieren. Doch als eines Tages der König des Sommerhofs Keenan auf sie aufmerksam wird und als sein neues Sommermädchen auserwählt, kann sich Aislinn nicht mehr verstecken. Ihre Gabe könnte sie in höchste Gefahr bringen – sie und ihren Freund Seth. Doch Aislinn ist nicht gewillt, Keenans Avancen nachzugeben. Doch die Fae sind nicht dafür bekannt, Abweisungen hinzunehmen. Und Keenan ist fest entschlossen, Aislinn zu seiner Königin zu machen …
Seit ich zum ersten Mal “Wicked Lovely”, zu deutsch “Gegen das Sommerlicht” von Melissa Marr, gelesen habe, sind schon einige Jahre ins Land gezogen. Trotzdem konnte ich mich jetzt beim Reread noch an einiges erinnern – unter anderem auch, wieso ich die Reihe im zweiten Band abgebrochen habe. Dieses Mal will ich aber länger durchhalten und ziehe jetzt den Vergleich zwischen damals und heute, denn der erste Band hat einige meiner Erwartungen erfüllt.
Was habe ich denn erwartet? Ich war mir noch ziemlich sicher, dass ich damals Aislinn nicht mochte. Daran hat sich auch nichts geändert. Aislinn ist für mich so ziemlich eine der stumpfsinnigsten Protagonistinnen, die die Fantasy zu bieten hat. Eigentlich macht sie nichts. Nur ihre Gabe macht sie zu etwas Besonderem, und dass Keenan sie auserwählt. Aber ihre Aktionen im Buch? Quasi nicht vorhanden. Das Einzige, was Aislinn tatsächlich macht, ist rumweinen, wie schlecht es ihr doch geht.
Dagegen kamen dann Keenan und Donia an – Keenan seines Zeichens der König des Sommerhofs, dessen Macht von seiner Mutter Beira beschränkt ist, bis er seine Königin findet. Donia hätte dieses Mädchen sein wollen, doch bei ihrer Prüfung wurde sie zum Wintermädchen – und ist damit dazu verdammt, in Kälte zu leben, bis das nächste Mädchen kommt und Keenan erlöst. Donia war schon früher mein absoluter Lieblingscharakter, denn sie hat zumindest Rückgrat und stellt sich Beira in den Weg. Sie ist klug, taktisch geschickt und trotz der Schicksalsschläge, die sie erleiden musste, selbstlos und nicht ständig am Jammern. Sie tut, was getan werden muss.
Keenan und Seth teilen leider ein Los: Sie sind beide nur dazu da, hübsch auszusehen. Ansonsten fehlt beiden die Persönlichkeit, irgendetwas, was sie besonders macht, ohne dass es gewollt besonders ist. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin hier einfach unbedingt ein Liebesdreieck (oder Viereck, wenn man Donia dazuzählt) haben will, aber ihre männlichen Protas so dermaßen unglaubwürdig gestaltet hat, dass ich nur den Kopf schütteln konnte. Seth, der gutmütige Goth, und Keenan, der König, der sein Volk retten will – beide blieben total passiv in der Geschichte.
Und so kam es dann auch, dass diese einfach vor sich hinplätscherte. Auf den ersten 200 Seiten passiert einfach nichts. Aislinn jammert, wie schlimm es ihr geht, es gibt ein bisschen Geplänkel zwischen Seth und ihr, aber keiner der beiden sieht ein, dass sie ineinander verliebt sind. Dazu kommt überdeutliches Slutshaming von Aislinns Seite aus, wenn es um ihre “Freundinnen” oder gar die Fae geht. Und dann wurde auch 120 Seiten noch alles gequetscht, was nach einem Plot aussieht. Aber nicht etwa Antagonistin Beira treibt das voran, oder unsere Protagonistin Aislinn. Es ist im Wesentlichen Donia, die das Ganze ins Aktive wendet. Aislinn kümmert es nur, dass sie Seth behalten kann, wenn sie tatsächlich Keenans Sommerkönigin werden sollte. Und seltsamerweise ist ihre Großmutter am Ende auch vergessen, obwohl sie erst mal ein riesiges Drama drum macht.
Zudem ist auch das Setting quasi nicht vorhanden. Nebenfiguren sind unheimlich blass, die Menschenwelt ist eben da, die anderen Höfe (wenn mich nicht alles täuscht Winter, Licht, Dunkel und die Hohen Fae?) werden am Rande angeschnitten, aber auch nicht weiter ausgeführt. Die Fae können ganz unterschiedliches Aussehen haben, aber abgesehen davon, dass die Sommerfae gern tanzen und feiern und die Dunkelfae Mädchen bedrängen, erfährt man nichts. Sie sind eben alle da, weil es irgendwie notwendig war, aber Hintergründe sucht man hier vergeblich.
Alles in allem hat mich meine Erinnerung nicht getäuscht: Das Buch ist okay, aber nicht mehr. Ein richtiger Plot mit starken Charakteren fehlt mir, dafür hätte ich gern mehr über die Geschichten der alten Wintermädchen gehört, denn auch Donias Vorgängerinnen schienen ziemlich interessant zu sein. Leider wurde das hier noch nicht umgesetzt. Ich muss mal schauen, ob ich mir die restlichen vier Bücher der Reihe tatsächlich noch antue oder wieder abbreche, aber “Wicked Lovely” war nicht ganz mein Fall. Und es bleibt dabei: Das Einzige, was das Buch zumindest auf ein mittelmäßiges Niveau bringt, ist in meinen Augen Donia. (Stellt euch hier vor, wie ich für sie Pompoms wedele. Go, Donia!)

© HarperCollins, UK
Autor: Melissa Marr
Titel: Wicked Lovely
Preis: 8.49€ (TB) | 5,49€ (E-Book)
(Listenpreise! Je nach Buchhandlung können diese variieren)
ISBN: 978-0007263073
Verlag: HarperCollins UK
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
[…] Richtig schlecht war diesen Monat glücklicherweise kein Buch. Ansonsten habe ich noch „Wicked Lovely“ von Melissa Marr, „Die letzte erste Nacht“ von Bianca Iosivoni, „Save […]