Eva Leitold: Pure Foods
Schon kurz nachdem es angekündigt wurde, war ich sehr gespannt auf “Pure Foods”, das Kochbuch aus Eva Leitolds Feder. Lange habe ich über eine Ernährungsumstellung nachgedacht, nicht nur, weil mein Freundeskreis zunehmend vegetarisch und vegan lebt, sondern aus dem einfachen Grund, dass ich mich wieder wohler mit meinem Essen und meinem Gewicht fühlen wollte. Vorab sei gesagt: Ich habe ohnehin schon relativ wenig Fleisch gegessen, etwa einmal die Woche wurde damit gekocht. Vegan und pflanzenbasiert war aber selbst für mich ein großer Schritt, denn dafür liebe ich eigentlich Eier und Käse viel zu sehr.
“Pure Foods” enthält einen Anfangsteil mit einer Anleitung, was pflanzenbasiert, vegan etc. eigentlich bedeutet, woraus sich Ernährung zusammensetzt, viele Definitionen und Fakten zum Thema Essen, Nährstoffe und körperlichem Wohlbefinden. Hier werden auch Küchenhelfer vorgestellt, Lagerung von Produkten angesprochen, Listen für Basisnahrungsmittel gezeigt, die man in der Küche haben sollte, und einiges mehr. Anschließend folgt der Rezeptteil mit Bildern, kurzen Anleitungen und Tipps für über 75 pflanzenbasierte Rezepte.
Der Testaufbau
Deshalb war mein Test auch folgendermaßen aufgebaut: Als ich das Buch erhielt, habe ich erst mal nur die Rezepte durchgestöbert und mir die markiert, die mich direkt vom Titel oder Bild her angesprochen haben. Wie man oben auf dem Bild gut erkennen kann, waren das mit 10 Stickern schon relativ viele. Anschließend habe ich mir vier Rezepte rausgepickt, die ich an einem Tag probieren wollte – ein Frühstück, ein Mittagessen, ein Smoothie und ein Dessert. Und damit ging es nach dem wohl gesündesten Einkauf meines Lebens auch schon los.
Der Einkauf
Der Einkauf war tatsächlich das wohl nervenaufreibendste an der ganzen Sache. Schon wenn ich für vegane Freunde gebacken habe, habe ich oft feststellen müssen, dass man für gewisse Produkte beim Einkaufen mehr Zeit einplanen muss, da sie nicht überall erhältlich sind (oder fürs studentische Portmonnaie heillos überteuert). In diesem Sinn war es für mich tatsächlich auch eine Frage der Kosten und ich habe viele Produkte miteinander verglichen, ohne großartige Abstriche machen zu wollen.
Das Einzige, was mir bei dem Test nicht gelungen ist, war der Zuckerersatz. Xylit und Erythrit sind für mich bisher einfach noch nicht drin gewesen, Kokosblütenzucker habe ich erst ein paar Tage später entdeckt. Deshalb habe ich bei den Rezepten mit Rohrzucker gearbeitet. Außerdem habe ich Mandelmilch durch Sojamilch ersetzt.
Ansonsten ließen sich die Produkte relativ schnell finden. Auch das Portmonnaie hat nicht wirklich viel drunter gelitten. Was allerdings jedem klar sein sollte, der selbst seine Ernährung umstellen will, ist tatsächlich der Mehraufwand am Anfang beim Einkauf. Denn: Es gibt bestimmte Basics, die man in der Küche haben sollte, die sich dann aber auch lange halten. Das lässt den Einkaufspreis anfangs tatsächlich in die Höhe schießen, aber das ist vergleichbar wie mit einer Neuaustattung nach einem Umzug: Es rechnet sich über die Zeit hinweg und man hat länger etwas davon. Einzig Produkte wie pflanzliche Milch schlagen etwas teurer auf als tierische Produkte, aber damit kann ich leben. Außerdem sollte man gut vergleichen, wo die Sachen herkommen und welche Qualitätsstandards in der Herstellung herrschen. Höhere Kosten für Obst und Gemüse gleichen sich mit dem Wegfall von Fleisch aus – wenn man auch bei diesem schon auf Qualitätsware geachtet hat.
Der Testtag
Mein Testtag fing schon am Vorabend an. Beeriger Karamell-Chia-Pudding sollte mein Frühstück werden, hier habe ich Mandel- durch Sojamilch und Kokosblütenzucker durch Rohrzucker. Am Vorabend habe ich den Chia-Pudding vorbereitet, damit er über Nacht im Kühlschrank ziehen konnte. Das war eine Sache von 5 Minuten und überhaupt nicht aufwendig, somit ist das auch noch nach einem Arbeitstag zu schaffen und völlig im Rahmen. Am nächsten Morgen habe ich dann die Heidel- und Himbeeren püriert. Das Schichten hat leider nicht so richtig klappen wollen (dafür bin ich wohl einfach zu ungeschickt), aber innerhalb von 10 Minuten war mein Frühstück fertig.
Der Aufwand ist also sehr gering, ebenso wie die Menge an benötigten Zutaten. Die Konsistenz war anfangs gewöhnungsbedürftig und für mich fast schon etwas schwierig zu probieren, da ich nicht unbedingt ein Fan des Aussehens war, aber es schmeckte erstaunlich gut: Frisch, fruchtig und mit einer süßen Note. Außerdem macht durch die Chia-Samen schon ein kleines Glas extrem satt. Das würde ich also sehr empfehlen!
Mein zweiter Test sollte ein Smoothie sein. Hierzu hat die Autorin eine ganze Doppelseite verfasst, was man mit einem solchen Getränk alles variieren kann – die Basis, bei mir eine Banane, das Obst, bei mir ein Apfel und verschiedene frische Beeren, das Gemüse, hier habe ich mich für Minzblätter entschieden. Extra Protein und Superfoods habe ich weggelassen – letzteres war ja schon im Pudding mit drin. Mit Sojamilch kam das alles in einen Mixer.
Aufwendig war auch das nicht wirklich – eine Sache von 5 Minuten. Ich war bisher auch nicht wirklich der größte Smoothie-Fan, aber hier war nichts drin, was mir nicht geschmeckt hätte. Beim nächsten Mal werde ich versuchen, es noch feiner hinzukriegen, weil mich immer die Stückchen im Mund stören, aber geschmacklich war nichts dran auszusetzen. Auch hier gibt es also eine klare Empfehlung, vor allem für die verschiedenen Variationsmöglichkeiten, die aufgezählt wurden.
Fürs Hauptgericht habe ich mich für das Blumenkohl-Risotto entschieden. Hier muss ich auch sagen: Das war das Schwerste am ganzen Test in der Umsetzung. Um mir das Reiben des Blumenkohls zu ersparen, wollte ich es im Mixer relativ fein kriegen … Und habe es sehr umständlich wieder rausholen müssen. Die Gewürzmischung fand ich für die Menge an Gemüse fast schon zu wenig, dafür habe ich hier meine Vorliebe für Kokosöl entdeckt – es duftet so gut!
Das Rezept hat bei mir fast eine Stunde gedauert, nicht die angegebenen 30 Minuten. Auch nicht tragisch, aber ich habe mehrfach nachgewürzt, weil es mir zu fad war. Der Geschmack des Blumenkohls kam gut raus, und ich mochte die Kombi mit Pilzen und Lauch sehr gern. Allerdings werde ich beim nächsten Mal eine andere Gewürzmischung probieren, da mir diese einfach nicht richtig zugesagt hat. An Material war das Rezept sehr human, man braucht keine elendig lange Einkaufsliste mitzuschleppen, und ich konnte zwei Mal vom Endprodukt satt werden.
Beim Nachttisch erlebte ich wirklich die Überraschung des Tages. Cremiges Schokoladenmus stand auf der Speisekarte – ein denkbar einfaches Rezept, für das man nur Avocado, Banane, Kakao und Toppings nach Geschmack braucht. Ich als kleine Naschkatze scheitere bei der Ernährungsumstellung tatsächlich regelmäßig am Punkt der süßen Sachen. Schokolade ist mein absolutes Guilty Pleasure – deshalb war dieses Schokomus quasi die Erleuchtung für mich.
Im ersten Moment war der Geschmack sehr gewöhnungsbedürftig, aber durch die Banane und Avocado ist der Heißhunger sehr schnell besänftigt. Der Kakao bringt eine etwas bittere Note rein (ich benutze hier Backkakao und seit neuestem auch meinen Valrhona-Kakao), die durch die Banane aber schnell ausgeglichen wird. Durch die Toppings wird es erst richtig interessant, und hier hat man viel Gestaltungsmöglichkeiten. Ich habe mich bisher für Schokostückchen, Kokosflocken, Beeren, Nüsse oder anderen Kleinkram entschieden – man kann hier einfach variieren. Und der Aufwand beträgt nicht mal 10 Minuten, während bei mir eine Portion gut zwei bis drei Tage vorhält. Super easy und eine tolle Alternative für alle, die nicht auf Schokogeschmack verzichten möchten!
Die Langzeitwirkung
Eigentlich sollte mein Test damit vorbei sein. Eigentlich. Klar wollte ich noch viele Rezepte ausprobieren, aber dafür muss ich ja nicht gleich meine ganze Ernährung umstellen … Dachte ich. Nun ist der Testtag beinahe zwei Wochen her und ich habe mit Hilfe von Evas Liste aus dem Anfangsteil meine Küche langsam, aber sicher umgestellt. Was ich für mich auf lange Zeit mitgenommen habe und wie ich weitermachen möchte, liste ich euch noch kurz auf.
1. Ich mache weiter – mit Anpassungen
Komplett vegan werde ich nicht, das stand für mich tatsächlich von Anfang an fest. Ich weiß, dass ich so viel Ausdauer nicht besitze, und ich möchte mich selbst nicht damit enttäuschen, dass ich mich an zu hohe Standards klammere, die ich zu diesem Zeitpunkt nicht erfüllen kann. Allerdings werde ich weiterhin viele pflanzenbasierte Rezepte ausprobieren und auch Evas Rezeptteil immer wieder zu Rate ziehen, vor allem, wenn es schnell und einfach gehen muss. Denn dazu sind die Rezepte tatsächlich extrem gut geeignet! Worauf ich nicht verzichten werde, sind jedoch gewisse tierische Produkte wie Eier, Quark und Käse. Und auch Fleisch werde ich ab und zu noch auf meinen Teller aufnehmen – allerdings mit der Einschränkung, sehr genau darauf zu achten, was ich da konsumiere und wo es herkommt.
2. Ich gehe bewusster einkaufen
Tatsächlich ist es so, dass ich durch den Einführungsteil im Buch wahnsinnig viel über Ernährung gelernt habe. Es ist nicht etwa trocken geschrieben, sondern auch für Laien wie mich gut verständlich. Außerdem hat es mich dazu angeregt, mir noch mehr Gedanken darüber zu machen, wo mein Essen herkommt, wie es verarbeitet wurde und vor allem auch, wie es verpackt wurde. Verpackungskultur ist eigentlich kein Thema dieses Kochbuchs, doch vor allem was die “Superfoods” angeht, die es bisher nicht in jedem Supermarkt zu kaufen gibt, bin ich sehr sensibel geworden. Inzwischen habe ich auch den Unverpackt-Laden in Leipzig getestet und war beeindruckt von der Auswahl und der tollen Art der Verkäufer. Hier gehe ich gern einkaufen. Denn wenn ich mir schon genau anschaue, wo mein Essen herkommt, kann ich auch gleich prüfen, ob ich es nicht umweltverträglicher erhalte und damit auch meinen kleinen Teil für den Klimaschutz tue.
3. Ich empfinde wieder Freude am Kochen, Experimentieren und Essen
Lange Zeit ging es mir nicht gut. Mit mir, mit meinem Leben, mit irgendwie allem. Das wird nicht einfach durch eine andere Ernährung gelöst. Aber es hat ein Umdenken in mir angeregt: Ich möchte wieder zu schätzen lernen, was Essen für mich bedeutet. Man kann sich beim Kochen kreativ ausleben, es ist so viel Platz für Experimente da. Man muss nicht verzichten, sondern seinen Horizont erweitern, und dazu war dieses Kochbuch tatsächlich ein erster Schritt für mich. Ich möchte gesünder werden, aber vor allem möchte ich mich wieder wohlfühlen können, und ich habe gemerkt, dass ich mehr Spaß daran habe, in der Küche zu stehen. Ich möchte zudem wieder essen können, ohne dass ich mir gegenüber Schuldgefühle und Frust schiebe. Und wenn ich tatsächlich bewusster esse, nicht nur gesünder, weiß ich zumindest, was ich zu mir nehme – und kann auch vor mir rechtfertigen, es zu essen. Und das bereitet mir einfach ein besseres Lebensgefühl.
Mein Fazit
Mein Fazit aus diesem Test ist also: “Pure Foods” hat mir geholfen, noch einmal intensiv über mich und meine Ernährung nachzudenken. Es hat sehr interessante Erklärungen, manche Rezepte sind sofort nach meinem Geschmack, andere werde ich leicht anpassen. Und dazu lässt dieses Buch auch alle Freiheiten, denn nirgendwo in den Erklärungen der Autorin klingt es, als wäre ihre Art der Ernährung das einzig Richtige. Das finde ich richtig sympathisch. Für alle, die sich mit dem Thema der pflanzenbasierten Ernährung auseinandersetzen möchten und in dem Bereich noch Laien sind, kann ich es empfehlen. Die Grundrezepte sind sehr leicht und können auch angepasst werden, zudem ist das Buch informativ und hochwertig gestaltet. Für mich funktioniert es, und ich werde es weiterhin nutzen, auch wenn ich nicht alles Schritt für Schritt befolge. Trotzdem kann ich es mit gutem Gewissen weiterempfehlen.

© Pure Life Edition, Niklasdorf (A)
Autor: Eva Leitold
Titel: Pure Foods: Mit Genuss gesund, fit und schlank
Preis: 16,50€ (TB)
ISBN: 978-3903130784
Verlag: Pure Life Edition
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