Über fehlende Aufträge kann sich der Hexer Geralt von Riva nicht beklagen. Immerhin gibt es genug Kunden, die ihn bezahlen, damit er Ungeheuer wie Vampire, Dämonen und Drachen entfernt. Auf seinen Streifzügen durch Städte, Dörfer und die verlassensten Gegenden begegnen ihm die wunderlichsten Gestalten – doch es zieht ihn immer wieder zur Zauberin Yennefer. Und dann wäre da auch noch die Vorsehung, die mit einer besonderen Überraschung auf ihn wartet …
Komme ich zu spät zur Party? Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich zu hören bekommen habe, wie super “The Witcher” ist. Da ich selbst nicht spiele, aber unheimlich gern Let’s Plays schaue, und es wohl auch bald eine Netflix-Serie zu Andrzej Sapkowskis Romanreihe geben soll, dachte ich mir in der Buchhandlung: Jetzt oder nie. Nachdem ich erst mal durchgeblickt hatte, in welcher Reihenfolge die Bücher Sinn ergeben, habe ich mit “Der letzte Wunsch” und “Das Schwert der Vorsehung” angefangen, den beiden Kurzgeschichtenbänden, die vor der eigentlichen Pentalogie rund um Geralt spielen. “Zeit des Sturms”, einen weiteren Band, der nachträglich eingefügt wurde, werde ich aber wahrscheinlich erst mal weglassen. Deshalb geht es in diesem Beitrag erst mal nur um die Kurzgeschichtensammlungen.
Was mich wirklich überrascht hat, war der Schreibstil. Als ich “Der letzte Wunsch” anfing, wusste ich noch gar nicht, was mich erwartet. Ein wenig hatte ich schon drüber gehört (danke, Larissa!), aber man merkt direkt auf den ersten Seiten, dass die Bücher vor einigen Jahren geschrieben wurden und dass sie weder blumig noch besonders heiter geschrieben sind. Besonders gut gefallen hat mir der Sarkasmus und sehr zynische, trockene Wortwitz. Geralt redet nicht gerade viel, aber wenn er den Mund aufmacht, war ich immer schon am Grinsen. Im krassen Gegensatz dazu steht der Barde Rittersporn, der manchmal mit ihm reist und ihn mit seinen Liedern “beglückt”.
Obwohl ich sonst wirklich kein großer Kurzgeschichtenfan bin, habe ich hier förmlich an den Seiten geklebt. “Der letzte Wunsch” hat mir einen Ticken besser gefallen, weil man da deutlicher die Märcheninspirationen erkennen konnte, die dann ins Dunkle und Blutige übertragen wurden. Den neuen Blick auf alte Märchen fand ich sehr interessant, zumal die meisten Adaptionen heutzutage doch eher süß und niedlich sind. Hier geht es aber richtig zur Sache, sowohl was Kämpfe, als auch “Romantik” betrifft. Wer keine derbe Sprache verträgt, sollte aber besser die Finger weglassen, denn mit Beschimpfungen wird hier nicht gegeizt.
In “Das Schwert der Vorsehung” kam aber definitiv der beste Charakter ever hinzu. Hier muss ich auch mal meine kleine Liebe zu tollen platonischen Beziehungen gestehen, vor allem, wenn sie in Richtung Eltern-Kind gehen. Und jetzt mal ernsthaft: Geralt mag kein Freund großer Gefühle sein, aber wenn ich ihn mit einem besonderen Charakter zusammen erlebe, werde ich einfach schwach.
Und nein, ich meine nicht Yennefer – die kann ich ehrlich gesagt auf den Tod nicht ausstehen. Aber das ist eben das Schöne an den Kurzgeschichtenbänden: So viele Charaktere, so viele verschiedene Storys, die man wirklich schnell durch hat, es ist eigentlich für jeden etwas dabei. Ich war wirklich begeistert, wie schnell ich in die Welt hineingefunden habe und gar nicht mehr wieder rauswollte. Deshalb freue ich mich nun umso mehr auf die Pentalogie, die ich bald beginnen will, um mehr über Geralt zu erfahren. Und das Let’s Play und die Serie können nun auch kommen!

© dtv, München

© dtv, München
Autor: Andrzej Sapkowski
Titel: Der letzte Wunsch
Preis: 9,95€ (TB) | 7,99€ (E-Book)
ISBN: 978-3-423-20993-9
Verlag: dtv
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
Autor: Andrzej Sapkowski
Titel: Das Schwer der Vorsehung
Preis: 10,95€ (TB) | 7,99€ (E-Book)
ISBN: ISBN 978-3-423-21069-0
Verlag: dtv
Das Buch beim Verlag findet ihr hier: (X)
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