Otfried Preußlers Geschichten sind bis heute aus den Kinderbuchregalen nicht wegzudenken. Deshalb war für Cara und mich klar, dass wir ihn und seine Werke in irgendeiner Form besonders aufarbeiten müssen, als sie mir von der Ausstellung in Stuttgart zum Räuber Hotzenplotz erzählte. Doch zu meiner Schande muss ich gestehen: Obwohl ich Hotzenplotz früher wohl gern gelesen habe, hatte ich ganz andere Favoriten unter Preußlers Büchern! Deshalb geht es am zweiten Tag unserer kleinen Reise rund um Otfried Preußler um ein paar ausgewählte Werke, die diesen Autor auch abseits von Hotzenplotz auszeichnen.
Die kleine Hexe
Was wäre Preußler ohne “Die kleine Hexe”? Was wäre ich heute ohne dieses Buch? In meinem Beitrag am 6.12. werde ich noch näher auf die Nostalgie eingehen, die hinter der kleinen Hexe steckt, aber so viel sei schon mal gesagt: Als ich dieses Buch im Rahmen unserer Aktion erneut gelesen habe, war ich sofort wieder in mein siebenjähriges Ich katapultiert.
Und so wird es sicher nicht nur mir gehen, denn “Die kleine Hexe” zählt als eines der erfolgreichsten Preußler-Bücher. Inzwischen wurde es in 47 Sprachen übersetzt und so erfahren Kinder auf der ganzen Welt, dass die kleine Hexe unheimlich gern in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg mittanzen würde. Das geht aber nur, wenn sie innerhalb eines Jahres den anderen Hexen beweist, dass sie trotz ihres jungen Alters von niedlichen 127 Jahren schon eine sehr gute Hexe ist. Nur ist gut immer relativ – und der Rabe Abraxas, ihr treuer Begleiter, hält sie stets dazu an, Gutes zu tun, für sich und vor allem für andere!
Walpurgisnacht? Blocksberg? Und was ist eigentlich eine Muhme? Ich finde es heutzutage sehr spannend, Bücher wie dieses zu lesen, denn ältere Konzepte von Festen, Aberglauben und in unserem Sprachgebrauch vergessene Wörter tauchen darin auf. Und tatsächlich ist es eine gute Gelegenheit, den eigenen Kenntnisschatz aufzufrischen, was so was betrifft. Hand aufs Herz: Wer von euch weiß denn, was in der Walpurgisnacht gefeiert wird?
Doch auch abgesehen davon habe ich die kleine Hexe und ihren Raben wieder ins Herz schließen können. An viele Szenen, zum Beispiel die mit dem Schneemann, der von Rowdys zerstört wird, konnte ich mich noch gut erinnern, ebenso wie an das Ende. Doch es gab trotzdem einiges zu entdecken und die Abenteuer der kleinen Hexe hatten eine deutliche Moral, auch wenn man bedenken muss, dass sie nicht immer moralisch richtig handelt.
Was ich besonders schön finde: Auch für Jüngere gibt es ein Bilderbuch zur kleinen Hexe, in dem man die Geschichte schon in abgespeckter Form, dafür aber mit viel mehr Bildern und Farbe entdecken kann. So können auch Bilderbuchfans in die Welt von Preußler eingeführt werden! “Die kleine Hexe” eignet sich dafür natürlich besonders gut, und ich bin fasziniert davon, dass bei der Umsetzung auch der Übergang von den Schwarz-Weiß-Illustrationen ins Farbige, Modernere so gut geschafft wurde, dass man trotzdem noch die Einflüsse aus der alten Geschichte wiederfindet! Außerdem bin ich verliebt in den roten Buchschnitt der Jubiläumsausgabe – und dass das Cover nach all der Zeit nicht großartig verändert wurde, freut mein nostalgisches Herz.
Mehr zu den Büchern findet ihr hier und hier auf der Verlagsseite.
Hörbe mit dem großen Hut & Hörbe und sein Freund Zwottel
Hörbe gehört tatsächlich zu den Büchern, die ich früher nicht gelesen habe. Doch die Geschichte des kleinen Hutzelmanns hat mich nachträglich in ihren Bann gezogen. Kennt ihr Hörbe mit dem großen Hut (ein Doppel-Hut, wohlgemerkt!), der eigentlich Preiselbeermirmulade kochen will und dann doch auf Wanderschaft geht? Dabei übersteht er einige Abenteuer und trifft auf den gefährlichen Plumpatsch … Nur ist der irgendwie gar nicht so gefährlich, wie alle sagen. Nein, eigentlich ist er echt nett und wird Hörbes neuer Freund: Zwottel.
Während ich das Gefühl habe, dass der erste Hörbe-Teil noch bekannter ist, scheint der zweite ein wenig untergegangen zu sein. Dabei ist “Hörbe und sein Freund Zwottel” ein schönes Buch, das sich zum Vorlesen eignet. Die Geschichten darin sind recht kurz, jeweils 2-3 Seiten lang und mit Bildern ausgestattet. Ich muss zugeben, mein Stil sind die Illustrationen nicht, aber dafür haben mich die kleinen Alltagsgeschichten, die durch Zwottels Einzug in Hörbes Welt allerlei Chaos beinhalten, wirklich gut unterhalten.
Was ich aus diesem Buch mitnehme? Ganz viel Freundschaft. Hörbe und Zwottel sind so unterschiedlich, aber Hörbe verurteilt seinen Freund nicht dafür, dass dieser Dinge anders gelernt hat, weil er anders aufgewachsen ist. Stattdessen hilft er ihm, sich in der fremden Umgebung wohlzufühlen, badet ihn, kocht für ihn, bringt ihm einiges bei. Natürlich haben sie ihre Differenzen und treiben mal Späße miteinander, aber keinem der beiden würde es einfallen, den anderen für geringer zu erachten, nur weil man nicht gleich dieselben Werte und dasselbe Wissen teilt. Das macht diese kleinen Geschichten so freundlich und warm, dass sie sich auch gut als Gute-Nacht-Geschichten eignen.
Mehr zu den Büchern findet ihr hier und hier auf der Verlagsseite.
Das kleine Gespenst
Nachtgespenst oder Taggespenst? Oh, wie gern würde das kleine Gespenst die Welt mal bei Tag sehen! Doch als es zu einem Missverständnis kommt, erwacht es nicht wie sonst um Mitternacht – sondern mittags um zwölf! Von den Sonnenstrahlen schwarz geworden, sorgt ein kleines Taggespenst für ziemlich viel Wirbel in der Stadt unter Burg Eulenstein. Dass deswegen Polizeibeamte auch noch Toiletten absuchen müssen und die Finnen Reißaus nehmen, hätte es nicht erwartet …
Ich glaube, früher habe ich mich vor dem kleinen Gespenst ein bisschen gegruselt. Ich bin ein unheimlich abergläubischer Mensch, vor allem, was Geister angeht – die existieren, ich schwör’s euch! Aber im Nachhinein frage ich mich wirklich, was mich daran bitte gegruselt hat. Zu dem kleinen Gespenst fällt mir jetzt nur ein Wort ein: Niedlich!
Richtig schön finde ich, dass die Geschichte durch die Illustrationen altergerecht dargestellt wird und das kleine Gespenst nicht zu einer Schreckensfigur verkommt. Im Gegensatz zur kleinen Hexe hatte ich hier nicht das Gefühl, dass eine tiefere Botschaft dahinterliegt, aber die zahlreichen Abenteuer und die Reise des Gespensts durch Eulenstein war wirklich aufregend zu verfolgen. Vor allem das ganze Chaos wurde super eingefangen und ist für Kinder richtig unterhaltsam, die fiebern sicherlich eher mit dem Gespenst mit als mit den ordnungsliebenden Erwachsenen. Und wer hat nicht schon mal davon geträumt, einem finnischen General richtig Schrecken zu bereiten? Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß und kann nun wirklich dazu raten, dieses Buch ins Regal zu holen. Vielleicht beginnt ja bald eine abenteuerliche Gespensterjagd im Kinderzimmer …
Mehr zu dem Buch findet ihr hier auf der Verlagsseite.
Die Abenteuer des starken Wanja
Eine der wohl märchenhaftesten Geschichten Preußlers, in der man auch die Anlehnung an slawische Mythen und den Einfluss russischer Elemente deutlich spürt, ist “Die Abenteuer des starken Wanja”. Mich hat das vor allem gereizt, weil Preußler im 2. Weltkrieg auch zum Militärdienst eingezogen wurde, und zu der Zeit hatte man nun nicht unbedingt große Freundschaft mit dem Gebiet, das heute Russland ist. Dass man dann doch deutlich gespürt hat, wie stark Wanjas Geschichte von der Kultur und dem damaligen Denken geprägt ist, hat auch mich zum Nachdenken verleitet, ob Märchen und Mythen mithelfen, kulturelle Differenzen zu überwinden und sich mit der Lebensweise des anderen zu beschäftigen.
Wanja ist der Faulste unter drei Brüdern, aber während die anderen viel schuften, sich aber auch eine ganze Menge drauf einbilden und sich ihm gegenüber extrem hochnäsig verhalten, ist Wanja der Gutmütige. Doch dann erfährt er, dass er eines Tages die Zarenkrone erhalten könnte – wenn er nur drei Aufgaben meistert, die schier unmöglich erscheinen. Nicht zuletzt, weil seine Brüder ihm immer wieder Fallen stellen und ihn aus der Reserve locken wollen. Doch Wanja macht sich, bewaffnet mit sieben Säcken Sonnenblumenkernen und sieben Schafspelzen auf, um sieben Jahre auf dem Ofen zu verbringen – ja, der Ofen. Ich habe auch gestaunt.
Wanja ist tatsächlich eine Geschichte, die ich so nicht unbedingt als Kind gelesen hätte. Nicht, weil sie nicht kindgerecht wäre – ich glaube, in dem Alter habe ich eher Pferdebücher und ganz viel “Mädchenzeug” gelesen. Dafür fand ich es umso spannender, Wanja nun zu entdecken! Außerdem fällt das Buch etwas aus dem Rahmen, denn während ich Preußlers andere Geschichten so zwischen 2-4 oder 6-8 Jahren einordnen würde, empfehle ich bei Wanja eher 10 Jahre. Das Buch hat kaum noch Illustrationen, ist auch ein bisschen dicker als die anderen Werke und irgendwie erwachsener. Außerdem steckt in jeder von Wanjas Aufgaben wieder eine gewisse Moral drin, etwas, was man daraus lernen und mitnehmen kann, und ich glaube, es ist schöner für Kinder, wenn sie das für sich entdecken können.
Wanja hat mir auch durch den trockenen Humor zwischen den Zeilen und die interessanten Charaktere gefallen. Es ist wirklich gewissermaßen ein Märchen für Ältere und ein Buch, das deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hat!
Mehr zu dem Buch findet ihr hier auf der Verlagsseite.
Ich hoffe, die Buchvorstellung hat euch wieder einige Preußler-Bücher schmackhaft machen können! Aber noch nicht abschalten: Wir haben da noch was für euch!
Am Ende der gesamten Preußler-Tage, die bis zum 6.12 abwechselnd bei Cara und mir zu finden sind, könnt ihr 2 tolle Pakete gewinnen.
Paket Nummer 1 – Das Räuberpaket – könnt ihr gewinnen, indem ihr Caras Posts vom 3.12. und 5.12. jeweils unter dem Beitrag kommentiert und die Tagesfrage beantwortet.
Paket Nummer 2 – Das Kinderbuchpaket – funktioniert genauso, allerdings könnt ihr dafür nur unter meinen Beiträgen vom 4.12. und 6.12. Lose sammeln.
Im Kinderbuchpaket enthalten sind die Titel: Das kleine Gespenst, Hörbe und sein Freund Zwottel, Die kleine Hexe – Ausflug mit Abraxas (Bilderbuch), Das Eselchen und der kleine Engel.
Natürlich steht es euch frei, an allen Tagen zu kommentieren und für beide Pakete teilzunehmen. Dafür habt ihr bis zum 8.12. Zeit.
Wir werden das Gewinnspiel am 9.12. (2. Advent) auslosen und den Gewinner in einem separaten Post verkünden. Die Gewinner haben dann 48h Zeit, sich mit ihrer Adresse per Mail an herzdeinbuch@gmx.de zu melden. Eure Daten werden nach Versand gelöscht.
Bitte beachtet, dass ihr 18 Jahre alt sein oder die Genehmigung eurer Eltern haben müsst, um teilzunehmen, und der Versand nur nach Deutschland erfolgt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und wir übernehmen keine Haftung für den Versand. Eine Barauszahlung ist nicht möglich.
Tagesfrage:
Mit wem würdet ihr am liebsten einen Tag verbringen: Mit der kleinen Hexe, dem kleinen Gespenst, mit Hörbe und Zwottel oder mit Wanja? Schreibt gerne dazu, was ihr machen würdet und weshalb ihr euch für den Charakter entschieden habt!
* Dieser Beitrag wird als Werbung gekennzeichnet, da uns der Thienemann-Esslinger Verlag freundlicherweise mit den Gewinnpaketen und Ansichtsexemplaren gesponsert hat. Vielen lieben Dank dafür!
Morgen geht es bei Cara weiter – und ich hörte munkeln, dass wir in Richtung Film und Theater weiterziehen …
Franziska Mayer says
Ich würde gern ein Tag mit der kleinen Hexe verbringen.
Habe das Buch erst vor kurzem lesen und fand die kleine Hexe sehr sympathisch. Ist bestimmt aufregend auf ihrem Besen mitzufliegen. Außerdem würde ich Abraxas auch gern kennenlernen.
Marie Weißdorn says
Ich habe das kleine Gespenst als Kind abgöttisch geliebt und dauernd die Kassetten gehört. Da würde ich schon gern mal mit ihm beim Tee sitzen und quatschen 😀
Sandra says
Da fällt mir die Wahl denkbar einfach: Am liebsten würde ich einen Tag mit der kleinen Hexe verbringen.
Ein bisschen zaubern lernen, auf dem Besen fliegen, wer könnte dazu schon nein sagen. Aber (!) vor allem (!) würde ich die kleine Hexe fragen, wie sie denn nun heißt 😀
Abraxas wäre sicher auch ein toller Gesprächspartner und mitten im Wald ist es sowieso immer schön.
Wenn ich so drüber nachdenke, dürften es auch gerne 2,3 Tage länger in der Welt der kleinen Hexe sein …