Es gab hier schon lang keine Kolumne mehr, aber aktuell gibt es wieder ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Blogger schreiben fleißig Rezensionen, teilen sie mehr oder weniger fleißig in den sozialen Netzwerken und verlinken darin gern Autoren und Verlage.
So weit schön und gut. Wenn man das Buch toll fand, spricht auch nichts dagegen. Wer freut sich schließlich nicht über Lob und welcher Autor sieht es nicht gern, dass seine Geschichte bei den Lesern gut ankommt und ihnen gefällt?
Aber was, wenn man das gelesene Buch mal nicht so toll fand? Wenn einem die Story nicht gefallen hat, die Charaktere zu flach oder unsympathisch waren oder der Schreibstil schlichtweg nicht zugesagt hat?
Im Grunde spricht nichts – aber auch rein gar nichts – gegen eine “negative” Rezension. Kritik geht immer, solange sie nicht unterhalb der Gürtellinie formuliert ist. Aber das ist ein anderes Thema. Jeder darf schließlich seine Meinung kundtun. Und seien wir mal ehrlich: So als Blogleser liest man doch grade Kritik an Büchern oft mit mehr Interesse als die zigtausendste Lobpreisung.
Als Autor will man da oftmals nicht unbedingt mit der Nase draufgestoßen werden. Sicher gibt es Autoren – vielleicht grade kleine dir noch in den Kinderschuhen stecken -, die sich “negative” Rezensionen ansehen (wollen) und vielleicht auch etwas daraus mitnehmen (wollen), dankbar sind für Tipps, aber die finden solche Lesermeinungen auch von allein. Das ist kein Hexenwerk. Da muss man nur auf Verkaufs- oder Buchplattformen stöbern.
Gerade Autoren, die schon viel veröffentlicht haben, werden wegen einer Kritik an ihren Schreib- oder Erzählstil nichts ändern, das macht sie schließlich inzwischen irgendwo aus. Das heißt aber nicht, dass sie sie immer gut wegstecken.
“Ich will aber, dass der Autor sieht was er falsch gemacht hat und aus seinen Fehlern lernt.”
Nein. Einfach nein.
In den meisten Fällen machen Autoren bei ihren Büchern nichts falsch, nur weil ein Bruchteil der Leser ihr Buch nicht mag. Klar, es gibt auch sensible Themen, die man durchaus ungünstig behandeln kann, aber das ist etwas anderes. Im Allgemeinen geht es hier um den persönlichen Geschmack. Und der ist nun mal unterschiedlich von Leser zu Leser. Das Buch ist also nicht schlecht oder falsch, nur weil es meinen Geschmack nicht trifft.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Blogger/Rezensenten vergessen, dass Rezensionen eigentlich für andere Leser gedacht sind. In erster Linie geht es bei Buchrezensionen – wie bei allen anderen Produktrezensionen auch – darum, anderen Lesern/Nutzern ein kurzes Bild davon zu geben, das ihm oder ihr die Entscheidung zum Kauf erleichtern soll. Was ich schlecht finde, kann jemand anderes gut finden und umgekehrt.
Rezensionen für Autoren?
Wie einige vielleicht wissen, schreiben auch Klaudia und ich selbst Bücher. Auch da trudelte schon die ein oder andere “negative” Lesermeinung an unsere Ohren. Ich kann von mir persönlich sagen, dass ich mir das viel zu sehr zu Herzen nehme. Und ich kenne genug andere Autoren, bei denen das ebenso der Fall ist.
Worte können verletzen, gerade in der Anonymität und der Distanz des Internets achten viele nicht immer auf ihre Wortwahl und Rezensionen werden für den Autor verletzend. In jedem Buch steckt Herzblut und viel Arbeit, irgendwo ist es wie ein kleines Baby. Man hat als Autor Zeit und Nerven investiert und ist am Ende stolz auf das Endergebnis. Und dann freut man sich natürlich, wenn es gut ankommt. Man sieht mit Vorfreude die Markierung in einem Post oder Bild, klickt drauf und … bekommt um die Ohren geknallt wie schlecht das Buch doch war.
Selbst nach dem 20. veröffentlichten Buch kann es sein, dass man noch kein so dickes Fell hat, dass das einfach abprallt und man solche Meinungen ignoriert. Man macht sich Gedanken, sucht die Fehler bei sich, grübelt wird vielleicht im Schreiben gehemmt oder hört vielleicht ganz auf.
Klingt extrem?
Kann aber passieren. Und manches davon ist leider gar keine Seltenheit.
Ich möchte daher jeden als Tipp mit auf den Weg geben, bei der nächsten “negativen” Rezension die Verlinkung des Autors vielleicht einfach mal sein zu lassen. Einmal mehr drüber nachzudenken, ob das wirklich sein muss.
Wie handhabt ihr das als Leser? Markiert ihr Autoren in jeder Rezension oder nur in den guten?
Und wie stehen die Autoren dazu? Wollt ihr in Rezensionen verlinkt werden? Oder schaut ihr euch das vielleicht auch gar nicht an?
Anna says
Toller Beitrag, danke für deine Worte. Ich finde es auch unnötig, Autoren in negativen Rezensionen zu verlinkten.